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0602 213
Abhängigkeit des individuellen Verkehrsverhaltens von der Verkehrsangebotsstruktur
1.054
IDN 701973
Forschungsstelle Technische Universität Braunschweig, Institut für Stadtbauwesen (Prof. Dr.-Ing. W. Ruske)
Bearbeiter Neuwerk, K. H.
Auftraggeber Bundesminister für Verkehr, Bonn
Stand Abschluß: Juli 1982

Die vorliegende Untersuchung befaßt sich mit individuellem Mobilitätsverhalten in Abhängigkeit von Angebotsstrukturen. Sie geht von der Hypothese aus, daß die Verteilung der Infrastrukturangebote im Raum und deren Erreichbarkeit für die Bevölkerung die Möglichkeiten beeinflußt, Tätigkeiten entsprechend den auftretenden individuellen Bedürfnissen durchführen zu können. Zur Prüfung dieser Hypothese ist das individuelle Mobilitätsverhalten an einem Stichtag (Werktag) in 22 z. T. unterschiedlich strukturierten Orten erhoben worden. Es liegen auswertbare Tagesabläufe von 6252 Personen vor, die über eine Clusteranalyse zu 22 verhaltensähnlichen Personenkategorien zusammengefaßt werden. Um Angebotseinflüsse auf das individuelle Verhalten aufzuzeigen, sind mit Hilfe varianzanalytischer Verfahren angebotsbedingte Unterschiede in den individuellen Verhaltenswahrscheinlichkeiten ermittelt worden. Danach ist davon auszugehen, daß insbesondere im Hinblick auf Tätigkeiten, deren Realisierung zu festen Terminen für die einzelne Person nicht zwingend erforderlich ist, wie z. B. Einkaufen, Freizeitaktivitäten u. a. (substituierbare Tätigkeiten), mehr oder weniger ausgeprägte Nachfrageunterschiede auftreten. Weiterhin ist festzustellen, daß die von jeder Personenkategorie täglich aufgewendete Reisezeit angebotsunabhängig ist. Über einen Ansatz zur Abschätzung durchschnittlicher Reisezeiten für eine Ortsveränderung in Abhängigkeit von der relativen Verteilung der Nutzungsangebote im Raum kann der insgesamt realisierte Reisezeitaufwand in unterschiedlichen Angebotssituationen beurteilt werden. Dabei auftretende Aufwandsunterschiede haben Veränderungen im Nachfrageverhalten zur Folge, mit denen das Reisezeitenbudget ausgeglichen wird. Dieser Ausgleich erfolgt über eine Veränderung der Zahl realisierter substituierbarer Tätigkeiten. Dieses Modellkonzept wird auf ein hypothetisches Beispiel angewendet, mit dem Auswirkungen verbesserter Erreichbarkeitsverhältnisse auf die individuelle Mobilitätsnachfrage simuliert werden. Weiterhin werden anhand dieses Modells angebotsbedingte Abweichungen der bei der Erhebung ermittelten Fahrtenzahlen von durchschnittlichen Erhebungsergebnissen nachvollzogen. Die Anwendungsfälle zeigen keinen W1derspruch zu den dieser Untersuchung zugrunde liegenden Hypothesen. Die Abschätzung der tatsächlich realisierten Mobilitätsnachfrage kann vielmehr über diesen Modellansatz verbessert werden.

Veröffentlichung