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Untersuchungen an Brückengleitlagern unter schmierstofftechnischen Gesichtspunkten
15.166
IDN 704302
Forschungsstelle Universität Stuttgart, Staatliche Materialprüfungsanstalt (MPA) (Prof. Dr.-Ing. Dr. tech. E.h. K. Kußmaul)
Bearbeiter Föhl, J.
Hakenjos, V.
Gerber, A.
Auftraggeber Bundesministerium für Verkehr, Bonn
Stand Abschluss: August 1991

Moderne bewegliche Brückenlager sind heute fast ausnahmslos als Gleitlager ausgeführt, wobei PTFE weiß im allgemeinen gegen austenitischen Stahl gleitet. Als Schmierstoff wird lithiumverseiftes Siliconfett verwendet, das infolge der im PTFE eingeprägten Schmiertaschen langzeitig in der Gleitfläche verfügbar ist. Im vorliegenden Vorhaben wurden Gleitreibungsversuche mit den beiden zugelassenen Schmierfetten bis zu einem Gesamtgleitweg von 16 km und statische Langzeitbelastungsversuche über entsprechend lange Zeiten durchgeführt. Sowohl bei den beiden untersuchten Fetten als auch den verwendeten Gleitwerkstoffen handelte es sich um zugelassene Komponenten. Die Prüfung erfolgte mit Modellagern, wie sie für Zulassungsprüfungen verwendet und auch in dieser Ausführung für zugelassene Brückenlager zum Einsatz kommen. Bei den Langzeit-Reibungsversuchen hat sich gezeigt, daß ausgehend von den Randbereichen des Modellagers Schmierstoff verloren geht und die Schmiertaschen nach und nach durch Kriechprozesse im PTFE zurückgebildet sowie durch Verschleiß des PTFE abgetragen werden. Durch Analysen des Schmiertascheninhaltes wurde nachgewiesen, daß das Seifengerüst Ölbestandteile verliert. Der Fettanteil nimmt infolge Anreicherung von PTFE-Verschleißpartikel ab, was zu einer Reduktion der Fettmenge mit dem verfügbaren Ölanteil in der Schmiertasche führt. Die Reibungszahl steigt infolgedessen insbesondere im Bereich tiefer Temperaturen an.Im Langzeitversuch hat sich das Siliconfett Syntheso 8002 offenbar aufgrund des höheren Ölanteiles von 83 % im Fett besser verhalten als das Siliconfett 300 im Mittel mit 63 %. Bei statisch belasteten Lagerscheiben, denen Temperaturänderungen aufgeprägt wurden, zeigten sich praktisch keine Veränderungen im Schmierfett. Kriechprozesse des PTFE bei 35 °C sind selbst nach 15 Wochen noch nicht völlig abgeschlossen. Hinsichtlich der Übertragung der Ergebnisse auf die Praxis ist zu berücksichtigen, daß das Modellager den kleinsten heute eingesetzen Lagern entspricht.Da Fettverlust und der daraus resultierende Verschleiß vom Rand her beginnen, beinhalten große Lager gegenüber kleinen Lagern entsprechende Reserven. Der Einsatz solcher Lager im Bereich von + 35 °C ist bezüglich des Langzeitkriechens sorgfältig zu überprüfen.

Veröffentlichung Föhl, J.; Hakenjos, V.; Gerber, A.: Untersuchung an Brückengleitlagern unter schmierstofftechnischen Gesichtspunkten. Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik (BMV, Bonn) H. 616, 1992, 42 S.