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Detailergebnis zu DOK-Nr. 80330

Das Potenzial von Klimanotstandserklärungen für Transformationsbestrebungen in Richtung Postwachstumsgesellschaft: die ambivalente Rolle deutscher Kommunen in Konflikten um eine postfossile Zukunft (Orig. engl.: Potentials of climate emergency declarations for degrowth transformations: the ambivalent stance of German municipalities in conflicts over a post-fossil future)

Autoren A. Brokow-Loga
T. Krüger
Sachgebiete 0.2 Verkehrspolitik, Verkehrswirtschaft
5.3 Stadtverkehr (Allgemeines, Planungsgrundlagen)
6.10 Energieverbrauch

Raumforschung und Raumordnung 81 (2023) Nr. 5, S. 523-537, 1 T, zahlr. Q

In dem Aufsatz werden die Handlungsmöglichkeiten von Kommunen, die den Klimanotstand ausgerufen haben, vor dem Hintergrund der Dominanz ökomoderner (Stadt-)Politik diskutiert. Es wird analysiert, wie zwei deutsche "Klimanotstandskommunen" Konflikte um die postfossile Transformation in konkrete politische und planerische Strategien umsetzen. Obwohl weltweit bereits mehr als 2 200 Städte und Gemeinden den Klimanotstand ausgerufen haben, gibt es bislang nur sehr wenige Untersuchungen zu den Auswirkungen dieser Beschlüsse auf die politische Ausrichtung der Kommunen. Unser Forschungsschwerpunkt bezieht sich auf die (potenziell agonistische) Bearbeitung von Konflikten in der Planung. In Zeiten einer sozialökologischen Krise ist eine Konfliktlösung, die auf Appeasement und Entpolitisierung basiert, nicht als Erfolg anzusehen. Stattdessen wird ein Orientierungsrahmen vorgeschlagen, dessen fünf Kriterien die Autoren in der Auseinandersetzung mit kritischen Perspektiven auf ökomoderne Strategien, Planungsprozesse und Postwachstum erarbeitet haben. Dementsprechend verbindet der praxisbezogene und explorative Beitrag empirische Erkenntnisse aus den deutschen Städten Konstanz und Berlin mit einem innovativen normativen Orientierungsrahmen. Die Forschungsergebnisse erzählen eine komplexe Geschichte von einem zumindest teilweisen Eingeständnis des Scheiterns bisheriger Klimaschutzstrategien, einem Mangel an gesellschaftlichen Institutionen der Selbstbegrenzung, einem instrumentellen Verhältnis zur Natur und einer Vernachlässigung sozialer Ungerechtigkeiten. Im Aufsatz wird herausgearbeitet, wie Kommunen im Kontext aktueller Konflikte um die postfossile Transformation in Deutschland einerseits an Business-as-usual-Ansätzen festhalten, andererseits aber auch politische Impulse für Veränderungen setzen.