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Detailergebnis zu DOK-Nr. 33012

Erprobung eines Achslasterfassungsgerätes im Dauereinsatz

Autoren G. Steierwald
G. Breyer
Sachgebiete 6.1 Verkehrserhebungen, Verkehrsmessungen
14.4 Fahrzeugeigenschaften (Achslasten, Reifen)

Schriftenreihe Straßenforschung (Wien) H. 255, 1984, 63 S., 37 B, 2 T, 11 Q

Im Oktober 1978 stellte das Bundesministerium für Bauten und Technik auf der Südautobahn A 2 bei Traiskirchen, Bau-km 12,0, eine Verkehrsdatenerfassungsanlage (Achslastwaage) DAW 209 in Betrieb mit dem Ziel, die Eignung des Gerätes für einen automatischen Dauerbetrieb zu testen. Die DAW 209 erfaßt automatisch Daten zur Ermittlung von Kennwerten für die Straßenbautechnik und die Straßenverkehrstechnik. Für die Oberbaudimensionierung wichtige Kennwerte wie Normallastwechsel und Lastfaktor Lkw sind mit den Meßdaten ebenso ermittebar wie die verkehrstechnischen Bezugsgrößen Verkehrsstärke, mittlere Geschwindigkeit und Geschwindigkeitsverteilung. Am Meßquerschnitt hat die A 2 je Richtungsfahrbahn 3 Fahrstreifen. Auf den beiden rechten Fahrstreifen je Richtung sind Wiegeplatten zur Erfassung der Achslasten in die Fahrbahn eingebaut. Aus den Achslasten, unterschieden nach Einfach- und Mehrfachachsen, und den Achsabständen werden die zu einem Fahrzeug gehörenden Achsen sowie das Gesamtgewicht der Fahrzeuge ermittelt. Die Auswerteelektronik klassiert die erfaßten Einfach- und Mehrfachachsen sowie das Gesamtgewicht nach je 8 Klassen. Auf allen 6 Fahrstreifen werden mittels Induktionsschleifen die Kraftfahrzeuge gezählt und mit Hilfe einer Längenunterscheidung in Pkw und Lkw (Lkw- ähnliche Fahrzeuge) unterschieden, zusätzlich wird von jedem Fahrzeug die Geschwindigkeit und für das Aufzeichnungsintervall die mittlere Geschwindigkeit ermittelt. Die erfaßten Pkw und Lkw werden entsprechend der Geschwindigkeit fahrstreifenweise klassiert (Pkw 13, Lkw 10 Geschwindigkeitsklassen). Zusätzlich werden die Umfeldsituationen "trocken/naß" bzw. "hell/dunkel" registriert. Speichermedium für die Meßdaten ist eine Kompaktkassette. Das Aufzeichnungsintervall ist frei wählbar, im Normalbetrieb werden die Meßdaten jede Stunde aufgezeichnet. Der von Anfang an vorgesehene Datenumfang hat sich als zweckmäßig erwiesen, für das Aufzeichnungsintervall von 1 Stunde reicht die Kapazität einer Kassette ca. 18 Tage. Parallel zum Dauerbetrieb können zusätzlich Einzelfahrzeugdaten (Achslasten, Gesamtgewicht, Geschwindigkeit, Fahrzeuglänge und Fahrzeugtype) registriert werden. Damit sind erstmals zuverlässige, auf umfangreiche Messungen aufbauende Aussagen zur Überschreitung der zulässigen Achslasten und Gesamtgewichte möglich. Mit den Ergebnissen der Einzeldatenerfassung sind auch Meßwerte für eingehende verkehrstechnische Analysen verfügbar. Bei der detaillierten Datenspeicherung muß allerdings in Abhängigkeit vom Verkehrsaufkommen die Magnetbandkassette öfters gewechselt werden. Die bis jetzt im Testbetrieb gewonnenen Ergebnisse erbrachten wichtige Aufschlüsse über die auftretenden Verkehrslasten. Die im beobachteten Straßenabschnitt erfaßten Lastfaktoren Lkw liegen mit 0,9 bis 1,1 um etwa das Vierfache über den bisher angenommenen Werten von 0,2 bis 0,3. Die verkehrstechnischen Daten waren mit Grundlage für die Festlegung der Steuerkonzeption der Geschwindigkeitsbeeinflussungsanlage auf der A 2, Richtungsfahrbahn Nord, zwischen Baden und Wien. Nach positiver Klärung der zur Zeit noch nicht zufriedenstellenden Punkte (Wiegeplatten, Rechnerausfälle) ist die DAW 209 eine geeignete Anlage zur Erfassung von Meßwerten für die Straßenverkehrs- und Straßenbautechnik im Dauereinsatz. Vor dem Hintergrund der Kosten für die Beschaffung einer Achslastwaage und unter Beachtung der aus den automatischen Verkehrszählungen auf den österreichischen Bundesstraßen bekannten Gesetzmäßigkeiten wird vorgeschlagen, Achslastwaagen kurzzeitig (Dauer etwa 1 Jahr) an ausgewählten Querschnitten einzusetzen. Die Querschnitte sind in Abhängigkeit von Verkehrsstärke, Lkw- Verkehrsstärke, Lkw-Anteil am Gesamtverkehr und zeitlichen Charakteristika des Verkehrsablaufs auszuwählen. Dabei ist die räumliche Lage der Straßen (z.B. Nähe zu Ballungszentren) ebenso wie die Funktion (z.B. Transitstrecke) in die Entscheidung mit einzubeziehen. Die Dauerzählstellen mit Achslasterfassung sind so auszuwählen, daß die gewonnenen Erkenntnisse auf die übrigen Abschnitte des Straßennetzes, die im Zuge der turnusmäßig durchgeführten händischen Straßenverkehrszählungen erfaßt werden, übertragbar sind. Damit sind dann praktisch für das gesamte durch Verkehrszählungen erfaßte Straßennetz realistische Schätzwerte für die Verkehrslasten (Normlastwechsel) ermittelbar. Erforderlichenfalls könnten durch kurzfristige Achslastmessungen mit mobilen Wiegeeinheiten die Schätzungen bestätigt oder verbessert werden.