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Detailergebnis zu DOK-Nr. 33636

Beziehungen zwischen Straße und freilebender Tierwelt - Faunistische Kriterien und Entscheidungshilfen bei der Trassenwahl

Autoren H.J. Mader
G. Pauritsch
W. Erz
Sachgebiete 5.7 Landschaftsgestaltung, Ökologie, UVP

Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik (BMV, Bonn) H. 444, 1985, 46 S., zahlr. B, T, Q

Aufgabe dieser Untersuchung war einerseits, Grundlagen für die Beurteilung von Ausmaß und Wirkung von Straßenplanung und Straßenbau, andererseits Entscheidungskriterien und Maßnahmen für den Ausgleich negativer Wirkungen aus tierökologischer Sicht zu entwickeln. Eine Umfrage bei den Straßenbauämtern der Bundesrepublik Deutschland ergab, daß die meisten tierökologisch begründeten Einwendungen gegen Straßenbauvorhaben im Bereich von Wäldern, an Gewässern und in Feuchtgebieten erhoben wurden. In erster Linie wurden Säugetiere, Amphibien und Vögel als besonders betroffene Tiergruppen angeführt. Die Einwendungen wurden am häufigsten mit der Zerschneidung einheitlicher Lebensräume, der Unterbrechung von Tierwechseln sowie der Beeinträchtigung allgemein gefährdeter Tierarten begründet. Die in Wald, Bachtal und Moor durchgeführten Freilanduntersuchungen ergaben, daß die Zusammensetzung des Spektrums bodenbewohnender Tierarten vom Straßenrand zu entfernteren Bereichen eine klare Zonierung aufweist. Darin wird die Bodenfauna in Straßenrandnähe durch den Ausfall biotoptypischer Arten und den Ersatz durch biotopfremde und Allerweltsarten gestört. Die an Kleinsäugetieren ermittelte Trennwirkung von Populationen beiderseits der Straße erwies sich als unabhängig von der Art und Breite der Straße sowie vom Verkehrsaufkommen auf der Straße. Für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen gibt es bisher kein einheitliches Konzept aus tierökologischer Sicht. Es scheint jedoch festzustehen, daß Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zur Wiederherstellung beeinträchtigter tierökologischer Funktionen nicht auf den Eingriffsort beschränkt bleiben können; sie müssen einen größeren funktionalen Bezugsraum berücksichtigen. Für die Entscheidung über verschiedene Alternativen von Straßentrassen zur Minimierung von Beeinträchtigungen besonders schützenswerter Tiervorkommen wird ein vierstufiges Prüfverfahren vorgeschlagen. Es berücksichtigt auf den vier Entscheidungsebenen das Vorkommen besonders gefährdeter Tierarten, das Auftreten von Bioindikatorarten, bestimmte Populationsparameter und zusätzliche Teilkriterien. Für weitergehende, auf der hier ermittelten Grundlage aufbauende Beurteilungsverfahren und für praktische Maßnahmen des Ausgleichs werden Forschungsprioritäten für künftige Untersuchungen genannt.