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Detailergebnis zu DOK-Nr. 39993

Verkehrsinfarkt von Lebensräumen und Umwelt bei heutiger Verkehrspolitik unvermeidbar - Zur Verantwortung des Bundes für die lokalen Verkehrsprobleme

Autoren E. Kutter
Sachgebiete 0.2 Verkehrspolitik, Verkehrswirtschaft

Verkehr und Technik 44 (1991) Nr. 12, S. 473-479, 2 T, 19 Q

Aufgrund von gesammelten Erfahrungen bei Verkehrsplanung und der Mitarbeit beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin, wird thesenähnlich formuliert: (1) Daseinsvorsorge findet im Verkehrsbereich nicht statt. Trendanalysen zeigen ein enorm verstärktes Verkehrswachstum. Mobilitätsbedürfnisse entfalten sich grenzenlos. "Raum-Zeit-Funktionen" weiten sich ständig im privaten und wirtschaftlichen Bereich aus. Städte vermelden Chaos und Stau. Gerechtfertigt wären dazu gestaltende Eingriffe in das Verkehrssystem. BMV vermittelt Eindrücke von u.a. "Illusion der Machbarkeit" (wie bei Beschleunigungsgesetz und ggf. falscher Gesamtzielsetzung), von Verschleiern von Sackgassen. Hauptursachen für das Fehlen von Gestaltungskonzepten sind die ressorthafte Trennung der Zuständigkeiten für Raumordnung, Wegebau, Wirtschaftsförderung und Umweltschutz. (2) Manko der Verkehrspolitik besteht bei irrationaler Einordnung der Individualisierung. "Anpassende Planung" wird hierbei überbewertet. Übersehen werden wesentliche Zusammenhänge durch das Konstanthalten von Nachbarsektoren gegenüber dem des Verkehrs. Das Auswählen einer "moderaten Variante" begünstigt vorherrschende Trends. (3) Städtische Lebensräume sind erste Opfer von verfehlter Verkehrspolitik. "Teufelskreise" bestehen z.B. auf hierarchisch geordneten Verwaltungsebenen und bei verkehrserreichbarkeits-induzierten Siedlungsveränderungen. (4) Städte könnten wichtige Basen für bessere Verkehrslösungen sein. Dies erfordert die radikale Abkehr von dem Begriff Bundesverkehrswegeplanung (mit den heutigen Inhalten). (5) Alle Handlungsebenen der Verkehrsgestaltung sind miteinander zu integrieren: Transportketten, Integration von Verkehrs- und Siedlungssystem, Koordination der Politikebenen zur Entwicklung gemeinsamer Konzepte.