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Detailergebnis zu DOK-Nr. 41557

Neue Wege zur Integration des Taxis in den ÖPNV

Autoren G. Nieße
Sachgebiete 5.3.4 Öffentlicher Personennahverkehr

Verkehr und Technik 45 (1992) Nr. 12, S. 511-518, 6 Q

Der ständig gewachsene und weiter ansteigende Mobilitätsbedarf im Personenverkehr, der sich besonders in Ballungsgebieten konzentriert, hat zu einer bedrohlichen Ausweitung innerstädtischer Verkehrsprobleme geführt, die fast ausschließlich dem motorisierten Individualverkehr (MIV) zuzuschreiben sind. Trotzdem sollte das Ziel einer sensiblen und realistischen Verkehrspolitik nicht die vielfach geforderte Reduzierung des Autoverkehrs auf Kosten der Mobilität sein, sondern eher die Schaffung von Alternativen zum Privat-Pkw. Der ÖPNV muß erst zu einer Alternative zum MIV werden. Der ÖPNV ist Produzent einer Dienstleistung, des Personentransports, die so zu gestalten ist, daß sie eine adäquate Alternative zum privaten Personentransport wird. Die derzeit begrenzte Leistungsfähigkeit des ÖPNV liegt hauptsächlich in der Beschränkung auf den Linienverkehr begründet. Das Taxi, nicht in seiner heutigen Beschränktheit, sondern mit weiter entwickelten Funktionen, könnte integraler Bestandteil und neben dem Linienverkehr die zweite Komponente des ÖPNV sein; mit dem Taxi wird das Gesamtangebot des ÖPNV erst komplettiert. Die erste wesentliche neue Funktion des Taxis muß in der Ergänzung zum Linienverkehr bestehen, d.h. in der Bedienung kurzer Reststrecken. Für diese Strecken von nur geringer Längenvariation bietet es sich an, einen Pauschaltarif einzuführen. In dem hier vorgestellten Modell wird von einem Kurzstreckenpauschaltarif (KPT) von 4,- bis 5,- DM ausgegangen. Um einen verkehrspolitisch erwünschten niedrigen KPT für das Taxi wirtschaftlich zu machen, sind Änderungen bei den Beförderungsbedingungen notwendig. Eine weitere und die für den ÖPNV wohl wichtigste Folge des personen- bzw. sitzplatzbezogenen Tarifs ist die Einführung von Großraumtaxen. Das Zusammenkommen von Kunden und Taxen könnte an bestimmten "KPT-Treffpunkten" (Bahnhöfe, Haltestellen, Schulen, etc.) erfolgen. Zusätzlich könnte man dem durch den KPT geförderten Großraumtaxi auch die Funktion eines Sammeltaxis geben. Weitere Angebotsvarianten umfassen z.B. das Distrikt-Taxi, das Frauen-Nachttaxi und die Behindertenbeförderung. Wichtig ist, daß die verbesserte Dienstleistung "Personentransport" dem Kunden effektiv verkauft wird.