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Detailergebnis zu DOK-Nr. 42424

Verkehrsvermeidung - welche Rolle kann die Raumplanung spielen?

Autoren S. Schmitz
Sachgebiete 5.0 Allgemeines (Verkehrsplanung, Raumordnung)

Raumforschung und Raumordnung 50 (1992) Nr. 6, S. 327-334, 1 T, zahlr. Q

Die Siedlungsstruktur stellt eine der zentralen Rahmenbedingungen für das Verkehrsgeschehen dar. Die in den letzten Jahrzehnten abgelaufenen Prozesse, die man mit den Schlagworten "Ausdifferenzierung der räumlichen Nutzungsstrukturen", "Suburbanisierung" und "großräumige Arbeitsteilung" zusammenfassend beschreiben kann, haben einerseits zu längeren Wegen im Verkehr geführt. Sie haben gleichzeitig aber auch schwächere und schwerer bündelbare Verkehrsströme produziert. Disperse räumliche Zielstrukturen bieten nur geringe Chancen für Fahrgemeinschaften, bieten kaum sinnvolle Möglichkeiten der Abstimmung von öffentlichem Verkehr und Individualverkehr und bieten nur geringe Attraktivität für die "Eigenfortbewegung" mit dem Fahrrad und zu Fuß. Durch kompakte Siedlungsgebilde mit ausgewogener Nutzungsmischung ließe sich nicht nur Verkehr vermeiden, es ließe sich auch der verbleibende Restverkehr umweltschonender abwickeln. Es ist jedoch zumindest dafür zu sorgen, daß eine weitere Entflechtung z.B. von Wohnen und Arbeiten oder von Produktion und Konsum verhindert wird. Hierbei ist zweifellos die Raumplanung mit ihren Instrumenten zur Steuerung der Flächennutzung gefordert. Eine solche Forderung ist gerade vor dem Hintergrund der dramatischen Entwicklung der Siedlungsstruktur in den neuen Ländern mit ihren Folgen für das Verkehrswachstum berechtigt. Angesichts der Schwäche ihrer Steuerungsinstrumente werden aber Stadtplanung, Regionalplanung und Raumordnung allein das Problem nicht lösen können. Hier muß man sich vielmehr die tiefere Ursache des Auseinanderdriftens der räumlichen Nutzungsstrukturen und der Verkehrsentwicklung vergegenwärtigen: die immer geringer werdenden Raumwiderstände aufgrund fallender Verkehrskosten und dauernd verbesserter Verkehrsinfrastruktur. Das Ziel der Verkehrvermeidung verlangt eine integrierte Verkehrs-, Raumordnungs- und Umweltpolitik, die einerseits auf nationaler und europäischer Ebene die notwendigen Rahmenvoraussetzungen schafft und andererseits auf lokaler und regionaler Ebene "konkret vor Ort" dafür sorgt, daß diese Voraussetzungen in ein umweltbewußtes Verkehrsverhalten umgesetzt werden können. Denn Verkehrsvermeidung heißt nicht Verkehrsverbot, sondern die Bereitstellung der Möglichkeiten zur Verhinderung unnötiger Mobilität.