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Detailergebnis zu DOK-Nr. 43663

Ökologische Veränderungen in Biozönosen durch Stickstoffeintrag

Autoren H. Ellenberg
Sachgebiete 5.7 Landschaftsgestaltung, Ökologie, UVP

Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik (BMV, Bonn) H. 636, 1993, S. 103-117, 12 B, zahlr. Q

Die Chancen der Organismen und ihre erfolgreiche Reproduktion hängen entscheidend von den Ökofaktoren eines Standortes bzw. Aktionsraumes ab. Grüne Pflanzen bestimmen maßgeblich die Energie- und Stoffflüsse. Neben Wasser und Licht ist Stickstoff der bedeutendste Ökofaktor für Pflanzenwachstum und Aufbau tierischen Eiweißes. Durch ein Überangebot an Stickstoff in Mitteleuropa wurden aber in den letzten Jahren mehr Pflanzen- und Tierarten verdrängt als durch alle Schadstoffe und Pestizide. Eine weitere Ausrottung baut sich derzeit durch steigende Erwärmung und CO2-Zunahme auf. Das "chemische Klima" der Eutrophierung auf dem Immissionswege entwickelt eine Sukzession, bei der die meisten seltenen Arten unterliegen. Diese Einflüsse sind auch von geschützten Flächen nicht fernzuhalten. Die Deposition der Immissionen wird beeinflußt durch Luftbewegung, Niederschläge, Höhenlage, Rauhigkeit der Pflanzendecke und Lebensintensität der Pflanzen. Eine große Rolle spielen die reaktionsfähigen N-Verbindungen des Amoniaks, die mit den schwefelhaltigen Verbrennungsgasen das hoch düngefähige Ammonsulfat bilden und sich über große Entfernungen ausbreiten. In den Niederlanden und in Niedersachsen werden Depositionsraten von über 100 kg/ha N gemessen. Diese Erleichterung des Lebens durch erhöhtes Nährstoffangebot ist für den Naturschutz eine Katastrophe, denn die Vielfalt der Arten ist gebunden an eine unterschiedliche Ausstattung der Biotope. Dreiviertel aller Arten sind auf nährstoffarme Standorte spezialisiert. Nur wenn die weitere Eutrophierung unterbunden, wenn der Eintrag zusätzlicher Energien und Stoffe vermieden wird, haben Arten- und Biotopschutz mittelfristig eine Chance. Nachhaltig zerstört eine hohe landwirtschaftliche Produktionssteigerungsrate das natürliche Wachstum, wie auch den Erhalt von Gebäuden und Kunstwerken, die Vielfalt der Landschaften mit ihrem Erholungswert und die Trinkwasserversorgung. Mit dem sofortigen Aufbau eines Systems der Langzeitbeobachtungen müssen die Biotopveränderungen erfaßt und aufmerksam überwacht werden, damit es nicht bald ein böses Erwachen gibt.