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Detailergebnis zu DOK-Nr. 43971

Straßenbau und Straßenverkehr - Umweltverträglichkeitsprüfung unter Berücksichtigung von Moosen und Flechten

Autoren V. Wirth
Sachgebiete 5.7 Landschaftsgestaltung, Ökologie, UVP

Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik (BMV, Bonn) H. 636, 1993, S. 167-182, 1 B, 1 T, zahlr. Q

Die Flora der Flechten und Moose, hierzulande mit 2.000 bzw. 1.000 Arten vertreten, ist ein bedeutendes Glied vieler Ökosysteme, zeigt wesentliche Eigenarten spezieller Standorte an und hat daher eine hohe Indikatorpotenz. Ihr Substrat sind nährstoffarme Untergründe von Baumrinden, Felsen oder flachgründigen Böden. Sie nehmen das Wasser direkt, selbst aus ungesättigter Luft auf, haben keinen Mechanismus Wasserverluste zu mindern und werden somit in ihrer Stoffbilanz durch Feuchtigkeitsschwankungen bestimmt. Straßenbau kann die bestimmenden Klimafaktoren ändern. Kaltluftstau, erhöhte Einstrahlung, Belichtung, Temperatur ergeben in humidem Klima oft optimierte Wachstumsvoraussetzungen. Geländeveränderungen mit Vorgaben für eine dichte Vegetation eröffnen keine Chancen für diese Pflanzengruppe, wohl aber offene Felsanschnitte, Gerölle, Mulden und Gewässerränder, die hervorragende Habitate für Flechten und Moose bilden. Flechte und Moose sind die am empfindlichsten auf Luftverunreinigungen reagierenden Organismen. Sie sollten daher als Anzeiger straßenbürtiger Schadstoffemissionen geeignet sein. Es erweist sich aber, daß diese minimalen Konzentrationen stets großräumig überlagert sind. Insbesonders gilt dies für die ausgeprägt geringe Resistenz gegenüber SO2. Eine Schädigung durch das überwiegend verkehrsbedingte NOx läge nahe, aber es gibt keine ausreichenden Erkenntnisse über spezifische Wirkungen, synergistische oder additive Phänomene; eine negative Ansäuerung der Substrate durch salpetrige Säure ist abzuleiten. Eine negative Wirkung von CO wird ebenfalls nicht erkannt und bei Schwermetallen ist eine erhebliche Anreicherung im Gewebe dieser Pflanzenarten geradezu typisch und bewirkt keinerlei Schaden. Die unterschiedlichen Arten der Straßenbäume mit variabler Beschaffenheit der Oberflächen, das oft erhebliche Alter und die Pufferungskapazität angelagerter Stäube machen sie zu einem bedeutenden Träger der Flechten- und Moosvegetation. Bis zu 30 Arten kommen auf einem Baum vor, einige seltene Arten wurden ausschließlich auf Straßenbäumen gefunden. Ein Ersatz von Flechten und Moosen kann erfolgen durch Sicherung und Übertrag der Originalsubstrate einschließlich der Flora, z.B. durch Umlagern von Steinen in genauer Exposition und Neigung oder durch Transplantation von Rindenstückchen auf Bäume am neuen Standort.