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Detailergebnis zu DOK-Nr. 44044

Erweiterte Analyse und Beurteilung zur vergleichenden Zustandserfassung und -bewertung unterschiedlicher Konzepte der Länder Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und Schweiz (Teil II)

Autoren G. Suss
W. Krüger
Sachgebiete 12.0 Allgemeines, Management

Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik (BMV, Bonn) H. 617, 1992, S. 73-126, zahlr. T, 2 Q

In dem dieser Forschungsarbeit zugrundeliegenden Bericht (FA 9.062) wird die Durchführung der Zustandserfassung von 27 ausgewählten Teststrecken im Dreiländereck Bundesrepublik Deutschland/Frankreich/Schweiz (9 je Land) und die Gegenüberstellung der jeweils länderspezifisch gewonnenen Zustandsreihungen behandelt. Beim wesentlichen Teil der Teststrecken ergeben sich gravierende Unterschiede in den Rangfolgen. Die Ursachen für diesen Sachverhalt waren ohne eine eingehende Analyse und Gegenüberstellung der drei angewendeten Methoden nicht erkennbar. Gegenstand und Ziel der Zustandserfassung und -bewertung sind in der Bundesrepublik Deutschland das gesamte Straßennetz mit dem Ziel, den Zustand nach einheitlichen Regeln zu beschreiben und daraus Zustandsentwicklungen sowie Zustandsreihungen abzuleiten; in Frankreich das gesamte Straßennetz, um maßnahmebedürftige Abschnitte herauszufiltern und diesen ausgesuchten Abschnitten eine Dringlichkeit, mit der Erhaltungsarbeiten durchzuführen sind, zuzuweisen; im Kanton Neuenburg die im Straßennetz nach einer individuellen Vorauswahl als maßnahmebedürftig eingestuften Abschnitte sowie die Festlegung von Maßnahmendringlichkeit und Reihung. Die Erhaltungsziele, Substanzerhaltung, Erhaltung oder Erhöhung der Verkehrssicherheit, Erhaltung oder Verbesserung des Fahrkomforts, decken sich weitgehend. Die Auswahl der Zustandsmerkmale richtet sich in den Ländern nach dem dort vorkommenden konstruktiven Aufbau der Fahrbahnbefestigungen, sowie nach der Absicht, Zustandsreihungen oder Dringlichkeitsfestlegungen vorzunehmen. Als einziges gemeinsames Merkmal wird in allen drei Ländern die Spurrinnentiefe herangezogen. In jeweils zwei Ländern die Deflektion, die Griffigkeit, die Ebenheit in Längsrichtung, die Netzrisse/Rißhäufungen und die Ausmagerungen/Splittverluste. Die übrigen der 21 Merkmale unterschieden sich. Als Maßstab wird in der Bundesrepublik Deutschland (Werte zwischen 1,0 und 5,0) verwendet. In Frankreich und der Schweiz sind die Wertzuweisungen dreistufig aufgebaut. Nur bei der Prioritätenfestlegung in der Schweiz wird eine Skala zwischen 30 und 99 mit ganzzahligen Werten verwendet. Während in der Bundesrepublik Deutschland fast durchgängig funktionale Normierungen der Zustandsmerkmale anhand der zulässigen Geschwindigkeit (außerorts) oder der Straßenfunktion (innerorts) vorkommen, sind in den Ländern Frankreich und Schweiz nur teilweise derartige funktionalen Abhängigkeiten berücksichtigt. Festlegungen von Warn-/Eingreifgrenzen liegen im Schnitt in der Schweiz am niedrigsten, d.h. die Werte werden mit großer Sensibilität interpretiert. Die französischen Grenzwerte sind in etwa mit dem höchsten Anforderungsniveau in der Bundesrepublik Deutschland zu vergleichen. Gewichtungen von Zustandsmerkmalen kennen nur die Methoden der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz. Das gemeinsame Zustandsmerkmal Spurrinnen hat in der Schweiz etwa die Hälfte der Bedeutung, wie sie in der Bundesrepublik Deutschland angesetzt ist. Die Ebenheit hat etwa den gleichen Stellenwert. Verfahrensbedingt nimmt die Ebenheit bei den Wertverknüpfungen in Frankreich und der Schweiz eine geringere Bedeutung ein, als dies in der Bundesrepublik Deutschland der Fall ist. Wertverknüpfungen in Form einer z.B. additiven Zielfunktion unterbleiben in Frankreich. Die Prioritätswerte der drei Erhaltungsziele stehen dort nebeneinander und werden je nach der aktuell bevorzugten technisch-politischen Erhaltungsstrategie für die weiteren Entscheidungen herangezogen. Wegen der im Detail vorhandenen methodischen Unterschiede muß davon ausgegangen werden, daß eine länderweise Übertragung der Methoden nicht möglich erscheint.