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Detailergebnis zu DOK-Nr. 44968

Renaturierung und Rückbau - die zentralen Aufgaben des zukünftigen Straßenbaus?

Autoren J. Gerlach
Sachgebiete 5.7 Landschaftsgestaltung, Ökologie, UVP
5.9 Netzgestaltung, Raumordnung

Straßenverkehrstechnik 40 (1996) Nr. 8, S. 363-368, 5 B, 8 Q

Die zunehmende Verkammerung von Lebensräumen durch das Straßennetz wird zum Problem. Forschungsergebnisse der jüngeren Vergangenheit haben gezeigt, daß die Zerteilung von biologischen Lebensräumen zu einem Verlust an Artenvielfalt führt. Ein Ökosystem, in dem einzelne Arten fehlen, ist in seiner Fähigkeit, Kohlendioxyd zu binden, stark beeinträchtigt. Dieser Sachverhalt führt zur Klimaveränderung; der Treibhauseffekt wiederum zu einem Verlust an Arten. Somit besteht die Gefahr, daß durch diesen Teufelskreis das ökologische Gleichgewicht ins Wanken gebracht wird. Vor dem Hintergrund dieser Befürchtungen wird eine veränderte Berücksichtigung von Umwelteffekten im Verkehrsplanungsprozeß vorgeschlagen. Als Anreicherung und Ergänzung der bewährten Zielvorstellungen sollte die Zielsetzung des Erhaltes oder der Ausdehnung natürlicher Lebensräume im gegenwärtigen Leitbild der Verkehrsplanung etabliert werden. Dabei erscheint es notwendig, neben der gängigen vorhabenbezogenen Umweltverträglichkeitsstudie (Projekt-UVP) eine Umweltverträglichkeitsprüfung der Verkehrsnetzstruktur und Verkehrsnetzdichte (Plan-UVP/Netz-UVS) einzuführen. Eine Fallbeispieluntersuchung hat gezeigt, daß durchaus Handlungsspielräume für eine veränderte Netzgestaltung vorhanden sind. So kann eine Umstrukturierung eines bestehenden Straßen- und Wegenetzes selbst bei Renaturierung bestehender Straßen und Wege in sensiblen Bereichen größtenteils ohne gravierende Eingriffe in Verkehrsfunktionen und städtebauliche Funktionen verkraftet werden. Dabei steht insbesondere auch die große Zahl von befestigten Wegen mit sehr geringen Verkehrsbelastungen zur Disposition, die ökologisch hoch sensible Bereiche durchquert oder tangiert. Ziel sollte es sein, unter Beachtung der derzeit sektoralen Berücksichtigung von Umweltaspekten in einzelfallbezogenen Umweltverträglichkeitsprüfungen Planer und Entscheidungsträger für den generellen Bedarf einer ganzheitlichen Betrachtung von Verkehrsnetzen zu sensibilisieren.