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Detailergebnis zu DOK-Nr. 46469

Langfristige Verkehrsprognosen - Gratwanderungen in einem komplexen Problemgebirge

Autoren S. Rommerskirchen
Sachgebiete 6.2 Verkehrsberechnungen, Verkehrsmodelle

Internationales Verkehrswesen 49 (1997) Nr. 7/8, S. 362-366, 2 B, 9 Q

Langfristige Verkehrsprognosen, wie sie z.B. zum Bundesverkehrswegeplan erstellt werden, haben für die Verkehrsplanung einen großen Stellenwert, jedoch sind sie auch sehr problembehaftet. Der Autor unterscheidet fünf Problembereiche bei Verkehrsprognosen: die Datenbereitstellung, die Prognosemethodik, die Rahmenbedingungen der Prognosen, die Interpretation der Ergebnisse und die Beurteilung der Prognosequalität. Zuerst werden sechs Thesen zur Bereitstellung der Analysedaten formuliert. Dazu gehört u.a., daß in den aktuellen Verkehrsstatistiken die steigende Bedeutung der gebrochenen Verkehre ignoriert wird, also keine Transportketten berücksichtigt werden, oder auch daß die Informationsdefizite besonders im Personenverkehr zunehmen. Das Spektrum Prognosemethodik erstreckt sich zwischen "intuitiven" direkten Wachstumsraten-Annahmen für die Prognosezielgrößen bis zu hochdisaggregierten Erklärungsmodellen, die das Prognoseproblem auf Leitvariablen verlagern. Schließlich spielen die Rahmenbedingungen, wie der Prognosezeitpunkt und die verfügbaren Ressourcen an Zeit und Geld, die zudem oft nicht dokumentiert werden, eine wesentliche Rolle für das Verständnis der Prognose. Die Beurteilung der Prognoseergebnisse ist um so schwieriger je komplexer die Annahmen bzw. je differenzierter die Aussagen getroffen wurden. Dies betrifft insbesondere den Bereich der Verkehrsmittel- und Routenwahl, weshalb zunehmend unrealistische Potentialprognosen aufgestellt werden. Letztlich formuliert der Autor Kriterien für die Beurteilung der Qualität von Prognosen und stellt Fragen hinsichtlich der notwendigen Weiterentwicklung von Grundlagen und Methoden langfristiger Verkehrsprognosen.