Zurück Vor

Detailergebnis zu DOK-Nr. 50129

Revidierte Entwurfsparameter für Haltesichtweiten

Autoren W. Durth
M. Bernhard
Sachgebiete 5.10 Entwurf und Trassierung

Straße und Autobahn 51 (2000) Nr. 10, S. 628-634, 11 B, 1 T, 10 Q

Sichtweiten bestimmen in der Systematik der deutschen Trassierungsrichtlinien (RAS-L 1995) maßgeblich das wichtigste Entwurfsziel, nämlich die Gewährleistung der Verkehrssicherheit. Die erforderliche Haltesichtweite entspricht nach dem derzeitigen fahrdynamischen Bemessungsmodell der Richtlinien dem Anhalteweg eines Fahrzeuges vor einem unerwartet auftauchenden Hindernis. Dabei liegen dem Bemessungsmodell zum Teil Werte und Annahmen zugrunde, die mehr als zwanzig Jahre alt sind und deren Gültigkeit heute umstritten ist. So sind z.B. die geschwindigkeitsabhängigen tangentialen Kraftschlussbeiwerte, die für die fahrdynamische Bemessung herangezogen werden, infrage zu stellen. Diese Werte resultieren aus Griffigkeitsmessungen mit blockiertem Messrad, die Mitte bis Ende der siebziger Jahre mit dem PIARC-Messreifen durchgeführt wurden. Unter Verwendung moderner Fahrzeugreifen, Bremsanlagen, -regelsysteme und Fahrbahndecken sind im Vergleich zu den Bemessungswerten höhere tangentiale Kraftschlussbeiwerte zu erwarten, die viel kürzere Bremswege ermöglichen. Es war die Frage zu klären, ob und wie die Größen der erforderlichen Haltesichtweiten reduziert werden können, ohne die Verkehrssicherheit zu gefährden. Das als Ergebnis des Forschungsprojektes empfohlene Bemessungsmodell führt zu geringeren Haltesichtweiten (z. B. min S(Index h) = 141 m bei V(Index 85) = 100 km/h). Es basiert auf Einflussgrößen, die in Feldversuchen ermittelt wurden. Die Ergebnisse einer Unfall- und Risikountersuchung lassen erwarten, dass die vorgeschlagene Herabsetzung der erforderlichen Haltesichtweiten sich nicht negativ auf die Verkehrssicherheit ein- und zweibahniger Außerortsstraßen auswirkt. Die Reduzierung der Haltesichtweiten hat wirtschaftliche und ökologische Vorteile: Durch kleinere Kuppenmindesthalbmesser können die Baukosten gesenkt und die Umweltbeeinträchtigungen verringert werden.