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Detailergebnis zu DOK-Nr. 60281

Strategien zur Minderung der CO2-Emissionen im Verkehrssektor - Teil 1

Autoren
Sachgebiete 6.9 Verkehrsemissionen, Immissionsschutz

Straße und Autobahn 59 (2008) Nr. 9, S. 519-527

Der Verkehrssektor ist mit einem Anteil von ca. 25 % in Europa und ca. 20 % in Deutschland einer der Hauptemittenten von CO2. Für die Zukunft wird ein weiterer Anstieg der verkehrsbedingten CO2-Emissionen erwartet, dessen wesentliche Treiber das Wachstum im Luftverkehr, im internationalen Schiffsverkehr sowie im Straßengüterverkehr sein werden. Im Hinblick auf langfristige Zielsetzungen sowie kurzfristige Handlungserfordernisse im Klimaschutz empfiehlt der Wissenschaftliche Beirat eine Doppelstrategie: Auf der einen Seite sollten die internationalen Anstrengungen im Rahmen der Post-Kyoto-Strategie verstärkt werden, um auf die Etablierung eines internationalen, sektorübergreifenden Emissionshandelssystems (ETS) hinzuwirken. Auf der anderen Seite sind spezifische Instrumente zu nutzen, die bereits kurz- und mittelfristig zur Dämpfung der Emissionen des Verkehrssektors beitragen können. Die avisierte Umstellung der Kfz-Steuer auf die Bemessung nach Treibstoffverbrauch birgt ebenso wie die europäische Grenzwertsetzung für Pkw-Emissionen Gefahren für Fehlanreize. Befürwortet wird für den Straßenverkehr hingegen die europaweite Harmonisierung der Steuern und Abgaben auf Mineralölprodukte auf hohem Niveau sowie die Angleichung von Benzin- und Dieselbesteuerung. Im Straßengüterverkehr wird eine Ausdehnung der Mauterhebung unter maßgeblicher Berücksichtigung der Fahrzeugmasse empfohlen. Die Substitution von fossilem Kohlenstoff durch Biokraftstoffe der 2. Generation ist prinzipiell sinnvoll, allerdings ist eine Überprüfung der aktuellen Einführungsstrategie unter Beachtung der mit der Produktion einhergehenden ökologischen, ökonomischen und sozialen Probleme unerlässlich. Die Umsetzung der Pläne zur Integration des Luftverkehrs in das europäische ETS sollte vorangetrieben werden, wobei auf die Einbeziehung internationaler Flüge nicht verzichtet werden darf. Weiterhin wird eine konsequentere Umsetzung des Single European Sky (SES) empfohlen, da signifikante CO2-Einsparungen durch eine bessere Luftraumkoordination erwartet werden. Auch für den internationalen Schiffsverkehr wird die kurzfristige Einbeziehung in das ETS empfohlen. Bodenrechtliche, raum- und stadtplanerische Instrumente sowie die Infrastrukturbereitstellung sind verstärkt unter dem Aspekt der Verminderung von Verkehrsaufkommen und -leistung sowie Verlagerung auf umweltverträgliche Verkehrsmittel einzusetzen. Unterstützend zu technischen und preislichen Maßnahmen sollten Verhaltensänderungen motiviert werden, die das derzeit hohe Problembewusstsein der Gesellschaft nutzen. Für deren Erfolg ist die Verlässlichkeit umweltpolitischer Ziele und Programme entscheidend.