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Detailergebnis zu DOK-Nr. 67228

Mitten hindurch oder außen herum?: die lange Planungsgeschichte des Autobahnrings München

Autoren W. Wirth
R. Gabriel
Sachgebiete 0.1 Straßengeschichte
5.1 Autobahnen

München: Franz Schiermeier, 2013, 216 S., 170 B, zahlr. Q, 18 großformatige Klapptafeln. - ISBN 978-3-943866-16-2. - Online-Ressource: Zugriff über: www.fgsv-verlag.de/g-106

In manchen Regionen Deutschlands ist die (Reichs-)Autobahngeschichte immer noch terra non explorata. Welche Ergebnisse möglich sind, wenn sich zwei ausgewiesene Fachleute eines lokalen Themas annehmen, zeigt das neu veröffentlichte Buch über die lange Planungsgeschichte des Autobahnrings München. Das Buch gliedert den Stoff übersichtlich in zwei große Gruppen: einen Textteil mit vielen erläuternden Abbildungen in fünf Kapiteln und einen Bildtafelteil mit einer vergleichenden Chronik der verschiedenen Planungen zu Umgehungsstraßen zwischen 1889 und 2006. Der erste Plan für eine Ringstraße um München entstand bereits 1796. Ziel war es, den militärischen Verkehr aus den mittelalterlich-engen Stadtgassen herauszuhalten und ihn außerhalb der gezackten barocken Befestigungs-Bastionen vorbeizuführen. Hingegen war der Waren- und Reiseverkehr seinerzeit wegen der damit verbundenen Umsatzmöglichkeiten für Händler, Gaststätten und Handwerker mitten in der Stadt durchaus willkommen. Die notwendigen Erweiterungen der wachsenden Stadt im 19. Jahrhunderts führten zum Entwurf zweier weiterer Ringstraßen-Projekte, die aber nicht realisiert wurden. Als ausgangs des 19. Jahrhunderts der allenthalben stark ansteigende städtische Verkehr die Planung ausreichend dimensionierter Verkehrsadern erforderlich machte, konzipierten weitsichtige Planer im Zuge der Münchner Stadterweiterungsplanungen drei Ringstraßen, doch wurde ihre Bedeutung wegen des weiterhin traditionellen Verkehrs mit Pferdefuhrwerken und Handkarren als gering eingeschätzt. Infolgedessen kam es im Zuge der Siedlungsexpansion zur Verbauung möglicher Trassen. Diese Situation änderte sich auch nach dem Aufkommen des automobilen Verkehrs zunächst nur langsam. Die Diskussionen zwischen 1900 und 1933 um "automobilgerechte" Überlandstraßen beziehungsweise spezielle Autofernstraßen ("Nur-Autostraßen") bezog München zwar immer wieder in Planungsüberlegungen ein, doch kam es zu keinem Bau eines solchen Verkehrswegs. Die ab 1933 in Deutschland beginnende erste Autobahnbauperiode ergab für München drei zentrale Strecken: München - Landesgrenze (bei Salzburg), heute A 8 (Südost); München - Nürnberg, heute A 9; München - Karlsruhe, heute A 8 (West). Bereits in der Planungsphase bemühte sich die Stadt München um die Verbindung dieser drei Autobahnen durch einen Dreiviertel-Ring, der zunächst im Südwesten offen bleiben sollte. Ebenso machte sie sich Gedanken über die von der OBK/OBR München favorisierte Einführung der Autobahnen in die Stadt. Damit begann ein langwieriges Tauziehen der beteiligten Institutionen wie auch betroffener Unternehmen und Privatpersonen um akzeptable Lösungen, das Anfang 1938 mit der Genehmigung eines relativ stadtnah geführten, rund 59 km langen geschlossenen Rings endete, der auch die nunmehr planungsrelevante Autobahn in Richtung Lindau einschloss (Plan S. 60). Der Bau dieses Reichsautobahnrings begann im Oktober 1938, doch zeugten am Kriegsende davon nur die Überführungsbauwerke des Kleeblatts Langwied über die heutige Autobahn Karlsruhe - München (erst in jüngster Zeit im Zuge des Baus der A 99 abgebrochen) und die Unterbauten der Kreuzung über die A 9 im Bereich der heutigen Autobahn-Anschlussstelle Freimann.