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Detailergebnis zu DOK-Nr. 68279

Quantifizierung des volkswirtschaftlichen Nutzens kürzerer Bauzeiten bei ÖPP-Projekten

Autoren A. Großmann
S. Reinhardt
A. Judet
Sachgebiete 2.0 Allgemeines
5.17 Bewertungsverfahren (Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen)

Straße und Autobahn 65 (2014) Nr. 10, S. 775-781, 5 B, 2 T, 14 Q

Die Straßeninfrastruktur ist in einer Volkswirtschaft von signifikanter Bedeutung, da sie der Mobilität von Menschen und Gütern dient. Aufgrund des erheblich gestiegenen Verkehrsaufkommens bedarf es für die Erhaltung und den Ausbau der Straßen eines immer größeren Mitteleinsatzes. Dabei ist der effiziente Umgang mit den begrenzten finanziellen Ressourcen ein wesentliches Kriterium. Als Möglichkeit zur Finanzierung der Fernstraßeninfrastruktur wurden in der Bundesrepublik Deutschland vor circa zehn Jahren die Öffentlich-Privaten Partnerschaften (ÖPP) als Alternative zur konventionellen Beschaffungsvariante eingeführt. Dabei werden Planung, Bau, Betrieb, Erhaltung sowie die Finanzierung eines Streckenabschnitts während eines zu definierenden Konzessionszeitraums an ein privates Unternehmen vergeben. Zur Standardisierung und einfacheren Vergabe dienen verschiedene ÖPP-Vertragsmodelle. Für den Autobahnbau kommen dabei konkret das Ausbaumodell (A-Modell) und neuerdings das Verfügbarkeitsmodell (V-Modell) in Betracht. Im Wesentlichen unterscheiden sich die Modelle hinsichtlich ihrer Vergütungsstruktur. Beim A-Modell sind dies vor allem die Lkw-Mauteinnahmen, beim V-Modell ist die Verfügbarkeit des Streckenabschnitts relevant. Die Entscheidung zugunsten von ÖPP und eines bestimmten Vertragsmodells wird dabei stets auf Grundlage einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung gefällt. Aufgrund der komplexen Quantifizierbarkeit haben bislang zusätzliche Vorteile - wie beispielsweise der volkswirtschaftliche Nutzen, welcher sich aus einer kürzeren Bauzeit ergibt - keinen direkten Einfluss auf die monetäre Bewertung von ÖPP-Projekten. Eine nutzerzahlenabhängige Vergütung bereits während der Bauzeit gestaltet das A-Modell im Vergleich zum V-Modell für den Konzessionsnehmer attraktiv. Im politischen Fokus steht allerdings das V-Modell, welches für den Konzessionsnehmer hinsichtlich einer Bauzeitenverkürzung keinen monetären Anreiz bietet. Da mit längeren Bauzeiten allerdings erhebliche Kosten für den Straßennutzer und Dritte einhergehen, ist eine solche Wirtschaftlichkeitsuntersuchung aus gesamtwirtschaftlicher Sicht unvollständig. Vor allem die sich aus vermehrten Unfällen, dem Ausweichverkehr, Reisezeitverlusten sowie einer erhöhten CO2-Emission ergebenden volkswirtschaftlichen Kosten sollten bei einer vergleichenden Bewertung Berücksichtigung finden. Am Beispiel des ÖPP-Projekts BAB A 5 bei Baden-Baden wurden die sich aus einer längeren Bauzeit ergebenden volkswirtschaftlichen Kosten quantifiziert und Vorschläge für die künftige Umsetzung unterbreitet.