Zurück Vor

Detailergebnis zu DOK-Nr. 71079

Evaluation der Verkehrspsychologischen Beratung nach § 71 FeV im Rahmen des Qualitätssicherungssystems der Sektion Verkehrspsychologie im Bundesverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen

Autoren P. Kiegeland
B. Lehnert
R. Brinkmann
P. Mück
B. Neubauer
Sachgebiete 3.9 Straßenverkehrsrecht
6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle)

Zeitschrift für Verkehrssicherheit 62 (2016) Nr. 4, S. 188-196, 4 B, 7 T, 3 Q

Ausgewertet wurden die Daten von 750 hochauffälligen Kraftfahrerinnen und Kraftfahrern, die an einer verkehrspsychologischen Beratung nach § 71 FeV (Fahrerlaubnis-Verordnung) in den Jahren 2011 bis 2015 teilgenommen haben. Die begangenen Verkehrsverstöße lassen sich drei Kategorien zuordnen ("schnelles Vorwärtskommen", "mangelnde Belastbarkeit und Gewissenhaftigkeit" sowie "Dominieren anderer Verkehrsteilnehmer"). Zur Veränderung des auffälligen Verhaltens wurden häufig Maßnahmen empfohlen, wie sie auch im Bereich der kognitiven Psychologie zur Anwendung kommen (Rationalisierung, Ändern eigener Ansprüche etc.). Tieferliegende Ursachen, die zwar zunächst nicht bewusst sind, die aber sehr wohl verhaltenssteuernd wirksam werden können, waren dagegen in der auf drei Stunden beschränkten Maßnahme in der Regel nicht zu erarbeiten. Eine zur Gruppierung der hochauffälligen Kraftfahrer durchgeführte Clusteranalyse ergab überraschend deutlich zwei Gruppen, die sich mit den Begriffen "Fahrlässige" und "Rechthaber" treffend beschreiben lassen. Während in der ersten Gruppe lediglich die Skala "Fahrlässigkeit" hohe Werte aufweist, weisen in der zweiten Gruppe fast alle erfassten Skalen hohe Werte auf. In der gesamten Analyse wird deutlich, dass die Ursachen der zahlreichen Verkehrsdelikte sehr wohl in hochauffällig ausgeprägten Persönlichkeitsmerkmalen liegen, nur sehr selten dagegen jedoch in mangelhaften beziehungsweise nicht ausreichenden Kenntnissen von Regeln und Vorschriften. Die weitgehende Abschaffung der verkehrspsychologischen Beratung (VPB) vor diesem Hintergrund wird am Anfang des Beitrags diskutiert.