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Detailergebnis zu DOK-Nr. 71330

Verkehrsmittelwahl bei Jugendlichen: Integration von objektiven Wegemerkmalen in der Theory of Planned Behaviour

Autoren J. Stark
R. Hössinger
Sachgebiete 0.3 Tagungen, Ausstellungen
0.8 Forschung und Entwicklung
6.1 Verkehrserhebungen, Verkehrsmessungen

Räumliche Mobilität und Lebenslauf: Studien zu Mobilitätsbiografien und Mobilitätssozialisation. Wiesbaden: Springer VS, 2015 (Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung) S. 179-198, 5 B, 1 T, zahlr. Q

Das Forschungsprojekt UNTERWEGS (2012-2014) befasst sich mit der Analyse des Mobilitätsverhaltens und der Einstellungen von Jugendlichen im Alter von 12-14 Jahren. Vier Schulen unterschiedlicher Standorte wirken an dem Projekt mit. Im Rahmen des Projekts wurden eine Mobilitätserhebung und eine Einstellungserhebung durchgeführt (Jahr 2013). Die Analyse der Einstellung-Verhaltens-Relation erfolgt mithilfe von Strukturgleichungsmodellen. Hier werden neben den aus der Theory of Planned Behaviour abgeleiteten Zusammenhängen zahlreiche weitere mögliche Einflussfaktoren untersucht: i) das wahrgenommene Verhalten der Eltern und Peers und ii) wegespezifische Merkmale wie Entfernung, Entscheidungsfreiheit und Verfügbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel. In der Analyse wird getestet, welchen Wert die Theorie zur Erklärung der Verkehrsmittelwahl auf der Ebene einzelner Wege besitzt, wo die situationsbedingte Varianz der wegebezogenen Merkmale voll zum Tragen kommt. Dieser Ansatz stellt gewissermaßen die Brücke zwischen zwei bisher weitgehend getrennten Bündeln von Erklärungsansätzen dar: den sozialpsychologischen Ansätzen, die stets auf Personenebene operieren, und den verkehrsplanerischen Ansätzen, in denen die Verkehrsmittelwahl auf Wegeebene betrachtet wird. Die breitere Betrachtungsweise zielt darauf ab, das Mobilitätsverhalten von Jugendlichen im Sozialisationskontext besser zu verstehen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Verkehrsmittelwahl der Jugendlichen durch ihre Einstellungen beziehungsweise durch andere situative, system- und umweltspezifische Einflussgrößen erklärt werden kann. Es zeigt sich, dass die Hinzunahme von situationsbezogenen Wegemerkmalen die Erklärung des Verhaltens deutlich verbessert. Das Verhalten von Bezugspersonen ist ebenfalls von Bedeutung, insbesondere für die Nutzung des Fahrrads. Sehr große Unterschiede zeigen sich zwischen Schulwegen und Nicht-Schulwegen. Die Jugendlichen haben gemäß ihren Einstellungen die Intention bestimmte umweltfreundliche oder aktive Verkehrsmittel zu nutzen, setzen diese aber nur auf Schulwegen in konkretes Verhalten um. Bei Nicht-Schulwegen zeigt sich ein deutliches intention-behaviour gap. Die Überführung der Verhaltensintention in Verhalten hängt hier stark von der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle ab. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass für das Mobilitätsverhalten von Jugendlichen neben persönlichen und mesosozialen Bedingungen auch gesellschaftliche Leitbilder eine Rolle spielen.