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Detailergebnis zu DOK-Nr. 72687

Potenzialanalyse aktueller Fahrerassistenzsysteme im Hinblick auf die Vermeidbarkeit von tödlichen Verkehrsunfällen auf Landstraßen

Autoren K. Bauer
S. Peldschus
M. Graw
S. Schick
C. Peltz
Sachgebiete 5.2 Landstraßen
6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle)
6.7.2 Verkehrsbeeinflussung außerorts, Verkehrsmanagement, Fahrerassistenzsysteme

Zeitschrift für Verkehrssicherheit 64 (2018) Nr. 1, S. 25-32, 7 B, 6 Q

Unfälle auf Landstraßen sind besonders häufig schwerste Unfälle. Im Jahr 2015 starben rund 60 % aller verunfallten Verkehrsteilnehmer auf Landstraßen, obwohl hier lediglich 25 % aller Unfälle mit Personenschaden registriert wurden. Im Hinblick auf ihr mögliches Unfallvermeidungspotenzial auf Landstraßen werden aktuelle Fahrerassistenzsysteme im Bereich Fahrstabilität (elektronisches Stabilitätsprogramm, ESP), Längsdynamik (automatischer Notbremsassistent, EBA) und Querdynamik (Spurhalteassistent, LKA) analysiert. Anhand von Daten des Statistischen Bundesamts sowie der Datenbank des Instituts für Rechtsmedizin der LMU München werden zunächst typische Unfallszenarien ausgewählt. Basierend darauf werden im Weiteren aus der Unfalldatenbank des Instituts für Rechtsmedizin der LMU tödliche Realunfälle ausgesucht, die anschließend rekonstruiert und analysiert werden. In der Potenzialanalyse der Assistenzsysteme werden zudem ausgewählte Systemparameter (zum Beispiel Radarreichweite, Kegelöffnung, Bremseingriffszeitpunkt, zulässiges Lenkmoment) variiert, um Hinweise auf sinnvolle zukünftige Entwicklungsschwerpunkte erarbeiten zu können. Die ermittelten häufigsten Unfallsituationen auf Landstraßen sind der Fahrunfall und der Unfall beim Einbiegen/Kreuzen in Kombination mit einem Zusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug. Insbesondere der Spurhalteassistent (unter Voraussetzung einer idealen Arbeitsweise) wie auch der Notbremsassistent scheinen ein hohes Potenzial zur zukünftigen Vermeidung von schweren Verkehrsunfällen beziehungsweise der Reduktion der Aufprallschwere aufzuweisen, obwohl teilweise noch deutliches Optimierungspotenzial besteht (unter anderem verbesserte Erkennung des Fahrstreifens, Variation Bremseingriffszeitpunkt). Bei zukünftigen Entwicklungen müssen neben technischen und infrastrukturellen Aspekten jedoch auch rechtliche Problematiken diskutiert werden. Nur so können Voraussetzungen geschaffen werden, um die Wirksamkeit von Assistenzsystemen weiter zu erhöhen.