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Detailergebnis zu DOK-Nr. 73548

Der Modal Split als Verwirrspiel

Autoren K. Zimmermann
C. Holz-Rau
R. Follmer
Sachgebiete 5.3.1 Stadt- und Verkehrsplanung

Straßenverkehrstechnik 62 (2018) Nr. 8, S. 539-550, 6 T, Q

In vielen Städten ist die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) erklärtes Ziel der Verkehrspolitik. Als Erfolgsmaßstab dient häufig der Modal Split, in der Regel ausgedrückt als Anteile der Verkehrsmittel an den zurückgelegten Wegen (relativer Modal Split). Dabei wird oft vor allem die Entwicklung des MIV-Anteils betrachtet. In einigen deutschen Städten ist der MIV-Anteil in den letzten Jahrzehnten gesunken. Die hier präsentierten Daten aus Verkehrserhebungen in Großstädten (vertieft betrachtet Münster und Hannover) zeigen aber, dass der relative Modal Split des Bewohnerverkehrs zu deutlichen Fehleinschätzungen der tatsächlichen Verkehrsentwicklung verleiten kann. In den Städten Hannover und Münster hat trotz sinkender MIV-Anteile im Modal Split des Bewohnerverkehrs die Verkehrsbelastung durch den MIV absolut zugenommen. Aufgrund dieser Resultate und entgegen oder sogar gerade wegen seiner Eingängigkeit sollte der relative Modal Split nicht zur Beschreibung von Entwicklungen und Städtevergleichen und ebenso nicht als Zielgröße städtischer Verkehrspolitiken verwendet werden. Sinnvoller sind, ermittelt auf Basis von Verkehrsbefragungen, die absoluten Kenngrößen der Fahrtenhäufigkeit sowie der dabei zurückgelegten Distanzen nach Verkehrsmitteln. Diese Befragungen sollten nicht nur das Kerngebiet, sondern auch das Umland betrachten, um die Verflechtungen zwischen Umland und Stadt einzubeziehen. Ein solcher Zugang sollte durch systematische Verkehrszählungen, auch des Radverkehrs, ergänzt werden. Derartige Zählungen beziehen dann zusätzlich die Entwicklungen des Güter- und Wirtschaftsverkehrs ein sowie bei einer entsprechenden Lage der Zählstelle die Entwicklung der Verflechtungen zwischen dem Umland und der Stadt. Entsprechend sollten sich die Zielformulierungen der strategischen Planung nicht auf den relativen Modal Split des Bewohnerverkehrs der Städte, sondern auf die Wegehäufigkeiten und Distanzen nach Verkehrsmitteln, möglichst für die gesamte Region, sowie auf die Verkehrsbelastungen im Netz beziehen.