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Detailergebnis zu DOK-Nr. 75819

Häufigkeit von Ablenkung beim Autofahren

Autoren K. Schleinitz
M. Kreußlein
Sachgebiete 6.1 Verkehrserhebungen, Verkehrsmessungen
6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle)

Bremen: Fachverlag NW im Carl Schünemann Verlag, 2020, 91 S., 28 B, 26 T, zahlr. Q (Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), Mensch und Sicherheit, H. M 297). - ISBN 978-3-95606-515-6. - Online-Ressource: verfügbar unter: https://bast.opus.hbz.de

Fahrfremde Tätigkeiten stellen eine Quelle für Verkehrsunfälle dar. Die Häufigkeit von Nebentätigkeiten wurde daher vielfach in Befragungs- und auch Beobachtungsstudien untersucht. Angaben in Befragungen unterliegen jedoch häufig Erinnerungsverzerrungen und Beobachtungsstudien zeigen Defizite in der Erfassung subjektiv empfundener Ablenkung. Das Ziel des Projekts war zum einen eine genauere Aussage über die Häufigkeit von Nebentätigkeiten in Deutschland zu treffen und zum anderen sollte der eingesetzte Fragebogen mittels eines Abgleichs von Beobachtungsdaten validiert werden. In der ersten Studie wurde eine deutschlandweite Befragung mittels Face-to-face-Interview zu Nebentätigkeiten mit 1 072 Pkw-Fahrern aus vier verschiedenen Städten Deutschlands durchgeführt: Die Stichprobe orientierte sich an Alter und Geschlecht an den Führerscheinbesitzern in Deutschland. Im Schnitt gaben die Fahrer zwei Nebentätigkeiten in den letzten 30 Minuten Fahrt an. Die meistgenannten Nebentätigkeiten waren Interaktion mit Mitfahrern, die Bedienung von fahrzeugzugehörigen Geräten und selbstinitiierte Handlungen (zum Beispiel Selbstgespräche). In der zweiten Studie wurde für die Validierung der Befragungsmethodik mithilfe einer naturalistischen Fahrstudie (NDS) zu einzelnen Fahrten durchgeführt. In die Analyse gingen Daten von 76 Fahrern ein. Es zeigten sich Unterschiede zwischen der Befragung und Videobeobachtung. Mithilfe des Fragebogens konnten vor allem bewusst ausgeführte und seltene Tätigkeiten (zum Beispiel Telefonieren, Lesen/Schreiben von Textnachrichten) valide erhoben werden. Für unbewusste und sehr häufig auftretende, kleinteilige Handlungen (zum Beispiel Bedienung von fahrzeugzugehörigen Geräten, Körperhygiene, Kleidung wechseln) zeigt sich ein Vorteil für die Beobachtung in der NDS. Aus den Ergebnissen der Validierung des Fragebogens lässt sich schlussfolgern, dass die Befragung eine geeignete Methode zur Untersuchung von bewussten Nebentätigkeiten für große Stichproben darstellt.