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Detailergebnis zu DOK-Nr. 76017

Risikominimierung von Elektrofahrzeugbränden in unterirdischen Verkehrsinfrastrukturen (Forschungsprojekt AGT 2018/006)

Autoren L.D. Mellert
U. Welte
M. Tuchschmid
M. Held
M. Hermann
M. Kompatscher
M. Tesson
L. Nachef
Sachgebiete 5.13 Ruhender Verkehr (Parkflächen, Parkbauten)
15.8 Straßentunnel

Zürich: Schweizerischer Verband der Straßen- und Verkehrsfachleute (VSS), 2020, 71 S., 28 B, 49 T, 94 Q (Bundesamt für Straßen (Bern) H. 1678)

Elektrofahrzeugbrände mit Lithium-Ionen-Batterien führen zu neuartigen Schadstoffemissionen. Die Studie belegt, dass sich dadurch die toxikologischen Risiken in unterirdischen Verkehrsinfrastrukturen verändern, weil diese Schadstoffe in Bränden von konventionellen Fahrzeugen nicht auftreten. Die batteriespezifischen Kontaminationen werden zwar keine nachhaltigen technischen Betriebsbeeinträchtigungen in Tiefgaragen oder Straßentunneln zur Folge haben; sie machen aber einen vorsichtigen Umgang mit Lösch- und Kühlwasser zwingend erforderlich. Die experimentellen Erkenntnisse wurden nach wissenschaftlichen Grundsätzen hergeleitet. Das Experiment wurde in den unterirdischen Anlagen der VersuchsStollen Hagerbach AG durchgeführt, die eine reale Umgebung für Brandversuche mit einem Bezug sowohl zu Tiefgaragen als auch zu Straßentunneln bieten. Da die Studie auf den Versuchen eines Vorgängerprojekts aus dem Jahre 2018 aufbaut, wurde dasselbe Versuchsmaterial wie damals verwendet: Das Experiment konzentrierte sich auf die maximale Beschädigung einer Lithium-Ionen-Batterie (Typ NMC), die in einem rein batteriebetriebenen und für den Verkehr zugelassenen Fahrzeug zur Anwendung kommt (Stand 2019). Dabei lag die Analyse von Brandrückständen und deren Auswirkung für Infrastrukturen im Zentrum. Es wurden weder Brand- oder Crashtests mit ganzen Elektrofahrzeugen durchgeführt, noch wurden Analysen zur Eintretenswahrscheinlichkeit unternommen. Die Hypothese, dass die Emissionen von Elektrofahrzeugbränden in unterirdischen Verkehrsinfrastrukturen zu nachhaltigen Auswirkungen führen, kann nicht pauschal bestätigt werden. Die Studie kommt zum Schluss, dass eine technische Beeinträchtigung von typischen lnfrastrukturkomponenten in Tiefgaragen und in Straßentunneln praktisch ausgeschlossen werden kann. Die batteriespezifischen Emissionen eines Elektrofahrzeugbrandes werden aber zu Kontaminationen führen, die in toxikologischer Hinsicht für die Dekontaminations- und Entsorgungsarbeiten von Bedeutung sind. Aufgrund der Erkenntnisse können sechs risikomindernde Maßnahmen abgeleitet werden, die primär organisatorischer Natur sind; zwei davon werden als dringend erachtet.