Zurück Vor

Detailergebnis zu DOK-Nr. 76599

Geschwindigkeit auf Schweizer Straßen

Autoren S. Niemann
Sachgebiete 6.1 Verkehrserhebungen, Verkehrsmessungen
1.4 Statistik (Straßen, Kfz, Unfälle)
6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle)

Bern: Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu, 2020, 50 S., zahlr. B, T, Q, Anhang

Das Geschwindigkeitsverhalten der Motorfahrzeuglenkenden ist ein zentraler Indikator für das Sicherheitsniveau auf Schweizer Straßen. Mit dem hier vorgestellten Pilotprojekt der BFU wurde der Startpunkt für den Aufbau eines Monitorings des Geschwindigkeitsverhaltens in verschiedenen Geschwindigkeitsregimes (30, 50, 80 und 120 km/h) gesetzt. Der Bericht stellt primär die Methodik und Ergebnisse des Pilotprojekts "Geschwindigkeit auf Schweizer Straßen" dar. Darüber hinaus werden die Erhebungsergebnisse in den Gesamtkontext "Verkehrssicherheit und Geschwindigkeit" gestellt: Es wird der Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und Unfallrisiko aufgezeigt, die Erhebungsergebnisse in Relation zum Unfallgeschehen auf Schweizer Straßen gesetzt und abgeschätzt, welchen Effekt eine Änderung des ermittelten Geschwindigkeitsniveaus auf die Unfallzahlen haben kann. Jährlich werden in der Schweiz bei Unfällen mit Motorfahrzeugen 154 Verkehrsteilnehmende in Geschwindigkeitsregimes bis Tempo 30 schwer verletzt oder getötet. Mit 1 614 beziehungsweise 1 289 Schwerverletzten und Getöteten ist das Unfallgeschehen in Regimes bis Tempo 50 und Regimes bis Tempo 80 ungleich höher. Das Unfallgeschehen bei Tempo 120 ist dagegen relativ niedrig und vergleichbar mit dem bei Tempo 30. Für das Projekt wurden verschiedene Standorte mit automatischen Verkehrszählsystemen von Bund und Kantonen evaluiert: Die Standorte mussten zahlreiche Kriterien erfüllen, die eine freie Geschwindigkeitswahl der Motorfahrzeuglenkenden möglichst wenig einschränken. Ergänzt durch manuelle Messungen und eigens installierte Messsysteme konnten Daten von insgesamt 211 über die Schweiz verteilten Standorten gewonnen werden. Für die Auswertung lagen Messergebnisse von mehr als 16 Mio. Fahrzeugen vor. Als Kennwerte wurden die mittlere Geschwindigkeit (v(Index m)), die Geschwindigkeit, die von 50 % und jene, die von 85 % der Fahrzeuge eingehalten wurde (v(Index 50) und V(Index 85)) sowie der Anteil der Fahrzeuge berechnet, die das geltende Geschwindigkeitslimit einhielten (Einhaltequote). Die mittleren gefahrenen Geschwindigkeiten liegen in Tempo-50-Regimes (47,6 km/h), Tempo-80-Regimes (70,3km/h) und Tempo-120-Regimes (110,4 km/h) unter der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Ausnahme sind Tempo-30-Regimes mit einer mittleren Geschwindigkeit von 31,6 km/h. Die Einhaltequoten sind bei Tempo 80 am höchsten, innerorts bei Tempo 30 am niedrigsten.