Detailergebnis zu DOK-Nr. 31823
Verkehrssicherheit verschiedener Straßenquerschnitte
Autoren |
H. Knoflacher H.M. Knoflacher |
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Sachgebiete |
5.12 Straßenquerschnitte 6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle) |
Schriftenreihe Straßenforschung (Wien) Nr. 210, 1983, 40 S., 22 B, 19 T, 31 Q
Die Analyse der vorhandenen Literatur zu diesem Problembereich ergab, daß nur wenige Untersuchungen zur Verfügung stehen, aus denen explizit der Einfluß der Fahrbahnbreite auf die Verkehrssicherheit abgeleitet werden kann. Meist sind die Einflüsse der Fahrbahnbreite mit anderen Trassierungselementen stark überlagert. Unter sonst gleichen Bedingungen ergibt sich mit zunehmender Fahrbahnbreite ein geringfügiges Absinken der Unfallrate, die jedoch bei weitem nicht in dem Ausmaß abnimmt, als es bisher angenommen wurde. Die Unfallschwere bzw. Unfallkostenrate bleiben für Querschnitte unterschiedlicher Breite, die nicht richtungsgetrennt sind, weitgehend indifferent. Von den bestehenden Querschnittselementen sind zwei von grundlegender Bedeutung für die Verkehrssicherheit, es sind dies a) der Mittelstreifen und b) der Abstellstreifen. Sowohl die detaillierte Literaturanalyse, als auch Untersuchungen im österreichischen Bundesstraßennetz haben klar ergeben. daß eine bauliche Mittelstreifentrennung schon bei Verkehrsbelastungen von 10 000 Fahrzeugen als DTV aus Sicherheitsgründen wirtschaftlich vertretbar ist (wesentlich für das Beibehalten des hohen Sicherheitsniveaus ist aber bei Straßen dieser Querschnittsausbildung die niveaufreie Anbindung an das übrige Netz). Allein aus Gründen der Unfallmechanik kann die Mittelstreifenbreite auf 1, 5 m reduziert werden, falls aus Gründen des Betriebes nicht eine andere Breite gefordert werden muß. Die angestrebten Halbausbauten bei der Weiterführung der Autobahnen sind daher aus diesem Gesichtspunkt als gefährlich zu bezeichnen. Eine sicherheitstechnische Begründung für die Abstellstreifen ergibt sich in Abhängigkeit von den Baukosten erst bei höheren Verkehrsbelastungen. Bei Verkehrsmengen unter 25 000 Kraftfahrzeugen/24 h DTV ist ein Abstellstreifen aus Gründen des Fahrkomforts und aus Betriebsgründen zu rechtfertigen, aus Sicherheitsgründen ist der Abstellstreifen aber erst bei höheren Verkehrsmengen zu vertreten. Ein differenziertes Vorgehen bei der Projektierung und dem Bau von Autobahnen kann unter Zugrundelegung der Entscheidungshilfen dieser Arbeit wesentliche Baukosten einsparen. Der Einfluß des Seitenstreifens auf die Unfallrate bzw. Unfallkostenrate der Autobahnen beträgt zwar 25 % bezogen auf den Querschnitt mit Abstellstreifen, verglichen mit der Unfallrate von Bundesstraßen im Freiland, beträgt der Unterschied jedoch nur mehr rd. 5 %. Da die baulichen Einsparungen bei Verzicht auf den Abstellstreifen in der Regel mehr als 5 % ausmachen, ist der Weiterbau in die Länge auf Kosten des Querschnittes in den meisten Fällen wirtschaftlich und auch sicherheitstechnisch zu rechtfertigen. Ausgehend von den erarbeiteten Grundlagen, die die Unfallrate und die Unfallkostenrate berücksichtigen, wurden Querschnittsformen entwickelt, die bei minimaler Kronenbreite ein Maximum an Verkehrssicherheit von vornherein gewährleisten und auch eine entsprechend hohe Leistungsfähigkeit aufweisen. Die befestigte Fahrbahnbreite von 8, 50 m erlaubt auch bei Sperre einer Richtungsfahrbahn einen Betrieb auf drei Fahrstreifen mit 2 x 3,5 m + 1 x 2,5 m, wobei ein absolutes Überholverbot für den Lkw-Verkehr erforderlich ist. Mit dieser Forschungsarbeit wurden die unteren Grenzen für Straßenquerschnitte aufgezeigt, die sich aus Verkehrssicherheitsgründen und möglichen Einsparungen an den Querschnitten, besonders mit vier Fahrstreifen, ergeben.