Detailergebnis zu DOK-Nr. 32992
Erdseits offene Raumgitter-Stützmauern, Teil l
Autoren |
H. Brandl |
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Sachgebiete |
7.5 Rutschungen, Erosion, Böschungssicherung, Stützmauern |
Schriftenreihe Straßenforschung (Wien) H. 251, 1984, S. 105-140, 36 B, 2 T, 9 Q
Im Regelfall weisen Raumgitter-Stützmauern geschlossene ZeIlenquerschnitte auf, in welchen Silodruckverhältnisse herrschen. Bei einzelnen Fabrikaten werden aus Kostengründen die erdseitigen Längselemente (z.B. Läufer) weggelassen. Das Tragfähigkeits- und Verformungsverhalten von solchen erdseits offenen Konstruktionen weicht jedoch von Wänden mit geschlossenen Gitterquerschnitten grundlegend ab, wie theoretische Annahmen, Modellversuche und Baustellenmessungen ergaben. Darüber hinaus zeigten einige Schadensfälle der Baupraxis, daß die Grenzbelastung derartiger Sonderkonstruktionen fallweise überschritten wurde, wenn ihre Bemessung nach den für "konventionelle" (geschlossene) Raumgitter-Stützmauern erprobten Richtlinien erfolgte. Die Wirkungslinie des (aktiven) Erddruckes aus der Hinterfüllung bzw. Verfüllung kann bei den erdseits offenen Raumgittern bis an die luftseitigen Fertigteilelemente heranrücken, wodurch die Exzentrizität der Resultierenden und die vorderen Kantenpressungen ansteigen. Die Vertikalspannungen zwischen den Querelementen (Bindern), also innerhalb der "Zellen" liegt deutlich über dem Silodruck nach Janssen (auch für "Grabenbedingungen") und erreicht vielfach den Wert der geostatischen Überlagerung. Die Bemessung kann mit guter Näherung unter Zugrundelegung der Monoliththeorie mit einer fiktiv reduzierten Mauerbreite erfolgen oder nach einem Berechnungsanalogen zur " Bewehrten Erde". Für die Dimensionierung der Fertigteile ist - grenzwertmäßig - auch die Silotheorie geeignet, allerdings mit erhöhten Werten. Da erdseits offene Raumgitterkonstruktionen bevorzugt für niedrige Stützmauern in Betracht kommen, weisen sie manchmal keine Betonfundamente auf. Trotz der örtlichen Spannungskonzentrationen unter den Fertigteilen kann der Nachweis der Grundbruchsicherheit in der Praxis näherungsweise mit der Trapezmethode für einen fiktiven monolithischen Mauerquerschnitt geführt werden.