Detailergebnis zu DOK-Nr. 34095
Ingenieure und Technik dienen der ganzen Gesellschaft
Autoren |
K. Stiglat |
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Sachgebiete |
0.12 Ingenieurberuf |
Beratende Ingenieure (1986) Nr. 4, S. 4-6
In einem Vortrag im Oktober 1985 anläßlich einer Mitgliederversammlung der Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Baustatik wird dargelegt, daß Ingenieurarbeit schöpferische Tätigkeit und keine Hilfstätigkeit ist. Ein Zurückschrauben der Technik bedeutet ebenso das Verderben für Millionen Menschen wie ihr Überziehen. Obwohl dies nicht nur den Ingenieuren so bewußt ist und obwohl Ingenieure "ihre" Technik überwiegend idealistisch und positiv sehen, treffen sie in der Gesellschaft auf eine abweisende Einstellung. Schon die Statuten des VDI aus dem Jahre 1856 weisen auf die - soziologisch gesehen - einschränkende Wirkung der Ingenieurverbände hin. Das ist durch die Schulausbildung und das Studium seit 200 Jahren nicht korrigiert worden. Die Grundlagen zur kritischen Beurteilung der Technik sind weder den Ingenieuren noch ihren Kritikern vermittelt worden. Der Unterschied ist nur, daß die Ingenieure schweigen, während ihre Kritiker umso unbefangener kritisieren. Was Nottut, sind starke und nicht mehr Verbände, eine wirksamere Öffentlichkeitsarbeit und eine Ausbildung, die den Ingenieur in der Gesellschaft berücksichtigt. Über die Wirkungen seiner Arbeit muß der Ingenieur sich nicht nur Gedanken machen, er muß sie auch diskutieren. Georg Lebers seinerzeitigen Vorstellungen von einer 25 km-Höchstentfernung zu einer Autobahnanschlußstelle hätten damals Ingenieure in der Öffentlichkeit kritisch diskutieren müssen ebenso wie die z.Z. überspitzt ausgedrückte Forderung der Umwandlung der Autobahnen in Feldwege. Die kritische Einstellung der Ingenieure muß die Unbefangenheit und den Pragmatismus der Politiker korrigieren.