Detailergebnis zu DOK-Nr. 35860
Für eine Rekultivierung des Verkehrs
Autoren |
P. Güller |
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Sachgebiete |
0.2 Verkehrspolitik, Verkehrswirtschaft |
Schriftenreihe Straßenforschung (Wien) H. 297, 1986, S. 61-66
In der Schweiz wurden in letzter Zeit mit großem Aufwand umstrittene Nationalstraßenprojekte geprüft. Es ging dabei um Zeitgewinne von wenigen Minuten für den Berufs-, Einkaufs-, Erholungs- und Lastverkehr. Bei Fahrplandichten des ÖV unter 10 Minuten und einer Distanz zur Haltestelle von höchstens 5 Minuten erhält das Auto ernsthafte Konkurrenz. Das Reisezeitbudget des Einzelnen verschiebt sich signifikant mit der Veränderung dieser Werte. Reisezeitgewinne durch Angebotsverbesserungen werden im Neuverkehr "investiert". Die öffentliche Meinung und Politik in der Schweiz sind nicht von Bedenken hinsichtlich dieses Aspekts getragen. Der Planer muß die Weichen stellen. Allein die Beanspruchung von Boden und Landschaft waren maßgeblich für die kritische Untersuchung der Nationalstraßenprojekte. Manche sollen schon in der Verzögerung der Projekte durch die Untersuchungen einen Gewinn gesehen haben. Vom Verfasser des Berichtes selbst wurde ein noch fehlender Abschnitt der Nationalstraße A 4, weiterhin die Zweckmäßigkeit einer Eisenbahntransversalen und des Bahnkonzeptes 2000 geprüft und die Pilotstudie für den ÖV im Jura mituntersucht. Ganz allgemein kommt er zu der Feststellung, daß der Mobilitätsfrage noch nicht unter anderen als Umweltaspekten kritisch begegnet worden ist. Im sozialpsychologischen Bereich liegende Kosten übermäßiger Mobilität sind noch gar nicht erkannt. Eine anhaltende massive Rezession dürfte die Wohngewohnheiten zu Gunsten der Bahnnähe verändern. An die durchgeführten Untersuchungen sind verschiedene Fragen denkbar. Rekultivierung des Verkehrs soll jedenfalls bedeuten, daß ihm seine eminent kulturelle Rolle zurückgegeben wird. Mit seiner heutigen Eigendynamik schlägt er sich seine Trümpfe selbst aus der Hand.