Detailergebnis zu DOK-Nr. 35897
Mehr dezentrale Versorgung durch die Telematik?
Autoren |
G. Schütte K. Türke-Schäfer |
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Sachgebiete |
6.7 Verkehrslenkung, Verkehrssteuerung, Telekommunikation |
Informationen zur Raumentwicklung (1987) Nr. 5/6, S. 335-347, 3 B, 15 Q
Die neuen Informations- und Kommunikationstechniken (Telematik) steigern die Möglichkeiten, standortunabhängig Entscheidungen zu treffen, Informationen zu verarbeiten und zu übermitteln. Ob dieses Potential der Dezentralisierung allerdings genutzt wird, ist noch offen. Im Sinne der sog. "Ambivalenz-These" ist es durchaus möglich, daß der Einsatz dieser Techniken auch zu mehr Zentralisierung und Konzentration führt. Erste Forschungen über mögliche räumliche Wirkungen der Telematik haben klargemacht, daß es nicht die technischen Organisationsformen sind, welche die Art und das Aus maß der räumlichen Wirkungen bestimmen, sondern die sozioökonomischen und raumstrukturellen Einsatzbedingungen. Engpässe einer technikgestützten Regionalentwicklung treten also nicht bei der Infrastruktureinrichtung auf, sondern in der Anwendungsbereitschaft und der Fähigkeit zur sinnvollen Nutzung neuer Technikangebote. Anhand von einigen Beispielen aus der Infrastrukturversorgung, wie etwa dem Verkehrsbereich, den leitungsgebundenen Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen, dem Angebot an sozialen Dienstleistungen, läßt sich zeigen, daß die Telematik vorhandene technische Infrastrukturen nicht ersetzen wird, sondern - vor allem auf kürzere Sicht - als leistungsfähige Prozeßinnovation die interne Organisation und Leistungsfähigkeit vorhandener Strukturen fördern kann. Dieses Potential sollte gezielt zu einer verbesserten dezentralen Versorgung der Bevölkerung genutzt werden. Über die Möglichkeiten hinaus, Telematik zur internen Logistik- Optimierung von Infrastruktur einzusetzen, gibt es zunehmend Tendenzen, die örtlichen Kommunikations- und Aktionsmöglichkeiten im Rahmen von "örtlichen und regionalen Telematikkonzepten" auszubauen, um so vor allem in peripheren, benachteiligten Regionen die Entwicklung der örtlichen Wirtschaft, der Technologieförderung, der Aus- und Weiterbildung in technikorientierten Berufen usw. zu unterstützen. Angesichts der großen Chancen, aber auch hinsichtlich der mit der Telematikeinführung verbundenen Gefahren (Vereinsamung, Minderung der menschlich vermittelten Dienstleistungen, stärkere soziale und räumliche Selektivität), scheint es erforderlich, das große, aber ambivalente Potential der neuen Informations- und Kommunikationstechniken gezielt für wünschenswerte örtliche und regionale Entwicklungen einzusetzen.