Detailergebnis zu DOK-Nr. 36191
Ergebnisse aus dem zeitlich begrenzten Versuch mit "Tempo 100" auf der Rheintalautobahn (A 14)
Autoren |
W. Rosinak H. Stickler |
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Sachgebiete |
5.15 Verkehrsablauf (Verkehrsfluss, Leistungsfähigkeit, Bemessung) 6.9 Verkehrsemissionen, Immissionsschutz |
Schriftenreihe Straßenforschung (Wien) H. 335, 1987, 68 S., 11 B, 55 T, 36 Q
Die dramatische Verschlechterung des Zustandes unserer Wälder hat die Suche nach rasch wirksamen Schadstoffreduktionen intensiviert. Deshalb wurde im Bundesland Vorarlberg unter anderem eine Verordnung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf der Rheintalautobahn von 100 km/h erlassen. Diese Verordnung trat im September 1985 in Kraft und war mit einem Jahr befristet. Nach den Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung sind bei derartigen besonderen Regelungen wissenschaftliche Begleituntersuchungen durchzuführen. Die Aufgabe dieser wissenschaftlichen Begleituntersuchung war, die Auswirkungen der besonderen Regelung "Tempo 10" auf - die Schadstoff- und Schallemission des Kfz-Verkehrs auf der Rheintalautobahn (A 14) zu bestimmen und danach - die Schadstoffemission des Kfz-Verkehrs auf dem gesamten Österreichischen Autobahnnetz abzuschätzen. Der Einfluß einer Regelung "Tempo 100" auf den Schadstoffausstoß des Kfz-Verkehrs auf Autobahnen wurde im Rahmen des bundesdeutschen "Abgas-Großversuches" eingehend untersucht. Es war naheliegend, die Ergebnisse dieser Untersuchung unter Berücksichtigung der spezifischen österreichischen Verhältnisse zu übernehmen. Die Bestimmung der Emissionen erfolgte durch Erhebung von Verkehrs- und Streckenmerkmalen, die spezifischen Emissionsfaktoren für einzelne Fahrzeuggruppen wurden aus dem "Abgas- Großversuch" übernommen. Für die Rheintalautobahn (A 14) sind die wichtigsten Ergebnisse: 1. Die mittlere Geschwindigkeit der Pkw sank nach Einführung des "Tempo 100" um 18 km/h auf 92 km/h, auch LKw fuhren mit 82 km/h im Durchschnitt um 8 km/h langsamer. 2. Der Befolgungsgrad des "Tempo 100" betrug vorerst etwa 80 % und sank bis kurz vor Aufhebung der Verordnung auf 60 %. 3.Die Schadstoffreduktionen zufolge dieses geänderten Verkehrsverhaltens von "Tempo 130" auf "Tempo 100" betragen 25 % für Kohlenmonoxid und 17 % für Stickoxide, der Kraftstoffverbrauch auf Autobahnen sinkt um 13 %. Hochgerechnet auf den gesamten Schadstoffausstoß in Vorarlberg ergibt sich bei Kohlenmonoxid eine Abnahme von 2 %, bei Stickoxiden von 4 %. Eine Hochrechnung der Auswirkungen der Regelung "Tempo 100" auf den gesamten österreichischen Autobahnen ergibt unter Berücksichtigung unterschiedlicher Befolgungsgrade: 4. Schadstoffabnahmen von 22 bis 28 % bei Kohlenmonoxid und 14 bis 19 % bei Stickoxiden. 5. Kraftstoffeinsparungen von 11 bis 15 %, das sind 80.000 bis 100.000 t/Jahr. 6. Geringfügige Erhöhungen der Kohlenwasserstoff- Emissionen, ebensolche Reduktionen bei Schwefeldioxid. 7. Hochgerechnet auf die Gesamtemissionen im Bundesgebiet ergeben sich Reduktionen bei Kohlenmonoxid von 2 bis 3 %, bei Stickoxiden von 3 bis 4 %. Es gilt abschließend zu bedenken, daß der jeweilige Anteil des Kfz-Verkehrs von spezifischen Emissionssituationen abhängig ist. In Gebieten ohne stationäre Emittenten kann etwa nur die Schadstoffemission des Kfz-Verkehrs maßgebend sein. Deshalb ist eine Zusammenfassung aller Emittenten für eine vorausschauende Umweltschutzpolitik nur bedingt geeignet.