Detailergebnis zu DOK-Nr. 36879
Modellversuch "Weniger Verkehrszeichen" - Bericht aus der Arbeit der Projektgruppe zum Modellversuch
Autoren |
J. Dilling |
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Sachgebiete |
6.4 Verkehrszeichen, Wegweisung |
Unfall- und Sicherheitsforschung Straßenverkehr (BASt) H. 63, 1987, S. 85-93, 16 B, 3 T, 6 Q
Der Modellversuch steht unter anderem vor dem gedanklichen Hintergrund, daß eine übermäßige Beschilderung die Aufnahmefähigkeit der Verkehrsteilnehmer überfordern könne und damit die Bereitschaft der Beachtung von Vorschriften vermindert würde. In drei ausgewählten Städten (Kassel, Straubing, Husum) sind nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgearbeitete entsprechende Konzepte zur Reduzierung der Beschilderungen erprobt worden; eine speziell eingesetzte Projektgruppe hat die Aktivitäten begleitet. Zwischenzeitlich liegt als Ergebnis unter anderem ein Leitfaden vor, der in Druckform erhältlich ist. Es wird festgestellt, daß grundsätzlich über die Wirkungen der Beschilderung auf den Verkehrsteilnehmer bisher nur unzureichende Erkenntnisse vorliegen. Des weiteren wird angemerkt, daß Fragen, die die Beschilderungen betreffen, von großem öffentlichen Interesse sind; daß die öffentliche Meinung dahin tendiert, zu viele Schilder seien aufgestellt; daß auch bei Fachleuten häufig die einschlägigen Vorschriften für Anordnung und Aufstellung von Schildern nicht umfassend bekannt sind und daß bei den anordnenden Stellen häufig Probleme durch personelle Unterbesetzungen, fachliche Überforderungen oder unzureichende Fortbildungs- beziehungsweise Erfahrungsaustauschmöglichkeiten vorlägen. Insgesamt wird von der Projektgruppe zur Problematik festgestellt, daß die Beschilderung die Einstellung und das Verhalten im Verkehr insgesamt widerspiegeln und damit der vielkritisierte Schilderwald ein Bestandteil unseres Systems Straßenverkehr ist. Der Vorstellung, den Schilderwald mit "der Axt zu lichten" wird demnach nicht gefolgt; vielmehr sollten Überprüfungen in einer mühevollen, detaillierten Kleinarbeit direkt auf der Straße vor Ort erfolgen und wenn möglich auch auf die häufig für wertvoll erachteten Anregungen von Bürgern beziehungsweise Institutionen zurückgreifen.