Detailergebnis zu DOK-Nr. 37559
Wandelbarer Konsens - Über Entstehung und Wandel von städtebaulichen Leitbildern seit dem Zweiten Weltkrieg
Autoren |
B. Streich |
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Sachgebiete |
5.3 Stadtverkehr (Allgemeines, Planungsgrundlagen) |
Städtetag 42 (1989) Nr. 5, S. 331-337, 2 B
Im ersten Teil des Beitrages wird der Begriff des Leitbildes analysiert und die grundsätzliche Diskussion der 50er Jahre über das Für und Wider von Leitbildern dargestellt. Gegner von Leitbildern in der räumlichen Planung vertreten dabei in einer pragmatischen Argumentation häufig die Ansicht, Leitbilder seien überflüssig, weil Stadtplaner Probleme lösen sollen, nicht aber Leitbilder verwirklichen. Ein Leitbild könne sogar zur öffentlichen Gefahr werden, sobald es mit dem Anspruch auf allgemeine Geltung auftritt und gültige Leitbilder seien daher des Teufels (Klett, 1964). Die insbesondere von Adorno, Hartfiel und Hillmann formulierte gesellschaftskritische Argumentation unterstellt Leitbildern eine normenbildende Rückwärtsgewandtheit und verneint damit zugleich die zukunftsgerichteten Impulse von Leitbildern. Im zweiten Teil des Beitrages wird die These vertreten, daß die Entstehung von Leitbildern sich in den vier idealtypischen Phasen Problemlösungsbedarf, Konzeptentwurf, Konsensbildung und Leitbildrealisation vollzieht. Durch geänderte Wertvorstellungen, immanente Widersprüche und das Auftreten von unerwarteten Nebenwirkungen wird das jeweils gültige Leitbild schließlich wieder in Frage gestellt, so daß sich ein Kreislauf von Leitbildentstehung und Leitbildzerfall einstellt. Durch diesen problemorientierten Entstehungsansatz wird auch deutlich, daß Leitbildentwicklung vorrangig von den Planern und ihren Problemlösungskonzepten ausgeht. Die 4-phasige Entstehung von Leitbildern wird schließlich an den städtebaulichen Leitbildern seit 1945 gezeigt (gegliederte und aufgelockerte Stadt, organische Stadtbaukunst, Urbanität durch Dichte, verkehrsgerechte Stadt, Stadterneuerung und Stadtbildpflege). Beschrieben wird anschließend die ökologische Stadt, die sich mit den drei Komponenten Sozio-Ökonomie, Ökologie und Technologie konzeptionell zu einem neuen Leitbild der 90er Jahre entwickeln könnte.