Detailergebnis zu DOK-Nr. 37895
Verkehrssicherheitsmaßnahmen - Entscheidungen aus gesamtwirtschaftlicher Sicht
Autoren |
H. Praxenthaler |
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Sachgebiete |
0.2 Verkehrspolitik, Verkehrswirtschaft 6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle) |
Zeitschrift für Verkehrswissenschaft 60 (1989) Nr. 2/3, S. 273-280, 9 Q
Im Bereich der Verkehrssicherheit wird bei der Beurteilung der Vorteilhaftigkeit und bei der Priorisierung überwiegend mit dem Instrument der Nutzen-Kosten-Analyse gearbeitet. Dennoch ist zweifelhaft, ob in jedem Fall komplette Nutzen-Kosten-Untersuchungen nötig und umfassende Optimierungsforderungen zu erfüllen sind, da diese sehr aufwendig, wenig ergiebig und letztlich entscheidungsbehindernd sein können. Bei der Beurteilung von Maßnahmenwirkungen spielt die monetäre Bewertung menschlichen Lebens eine besondere Rolle. Einerseits wird aus ethischen Gründen Widerstand gegen eine materialistische Betrachtung des Menschenlebens geweckt, andererseits besteht ein Zwang, die naturgemäß begrenzten Mittel so einzusetzen, daß Lebens- und Gesundheitsverluste minimiert werden. Dazu bedarf es auch der Bewertung des Lebens als Meßgröße, streitig sind die Berechnungswege. Hohe Kostenansätze kommen der allg. Einschätzung, Leben sei von unendlichem Wert, entgegen. Sie fordern zu besonderen Anstrengungen um die Hebung der Verkehrssicherheit heraus, liefern ihre ökonomische Begründung, dienen aber auch den Kriterien von Auto und individueller Mobilität. Weniger durch humanitäre Hemmschwellen belastet ist die monetäre Bewertung von Zeitverlusten, die den Nutzenkomponenten "Einsparung von Getöteten und Verletzten" häufig gegenübersteht, z.B. bei der Beurteilung von Geschwindigkeitsbegrenzungen. Die Quantifizierung von Zeitverlusten/-gewinnen nach Art und Umfang sollte besonders sorgfältig im Hinblick auf die Betroffenen geschehen. Bei allem Bemühen um fundierte und genaue Ergebnisse ist die Schwankungsbreite der aus Nutzen-Kosten-Analysen erzielten Ergebnisse je nach Annahmen, Spektrum und Methodenverfeinerung groß. Die ökonomischen Instrumente sind wichtige Entscheidungshilfen, sie bilden aber nicht die gesamte Wirklichkeit ab. Entscheidungsträgern bleibt die Verantwortung, Analyseergebnisse mit ihrer Sicherheitsphilosophie zu verbinden und am gesamtgesellschaftlichen Nutzen orientierte Entscheidungen zu treffen.