Detailergebnis zu DOK-Nr. 38719
Stadtverkehrsplanung der DDR - Quo vadis?
Autoren |
H.H. Saitz |
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Sachgebiete |
5.3.1 Stadt- und Verkehrsplanung |
Straße 30 (1990) Nr. 3, S. 65-68
Die übermächtige Randbedingung der Stadtverkehrsplanung in den letzten 20 Jahren in der DDR war das Wohnungsbauprogramm, das die Peripherie der Städte bevorzugte und die Stadtzentren verkümmern ließ. Die Verkehrsplanung war nur operative Begleitung des Wohnungsbaus. Dabei blieben städtebauliche und soziale Komplexe unterentwickelt und die Zusammenhänge zwischen Motorisierung und Lebensweise unentdeckt. In die neuen Konzepte der Planung müßten vornehmlich stadtökologische und ökonomische Kriterien eingehen. Die bisherige mechanistisch angelegte Grundauffassung von Verkehrsplanung muß zugunsten einer sozialdeterminierten Stadtverkehrsplanung aufgegeben werden. Urbanität will inszeniert sein, ohne daß die Verkehrsplanung ihre Verpflichtung gegenüber Maß und Zahl vernachläßigt. Da alle Bereiche der Kommunalpolitik direkt auf die Lebensweise und diese auf die Verkehrsplanung einwirken, muß eine effiziente Verkehrsplanung Einwirkungsmöglichkeiten auf die Kommunalpolitik erhalten. Ein Beispiel dafür bietet die Parkraumwirtschaft: Es ist ein Widerspruch, die Stadtbewohner im Geschoßwohnungsbau unterzubringen, ihre Pkw aber in die Ebene zu zwingen. Nicht im Hauptstraßennetz der DDR-Städte liegen die Probleme, der größte Wandel muß sich vielmehr im Nebennetz, in den Wohngebieten vollziehen. Hierfür müssen sich Politik und Mentalität der Betroffenen ändern. Der ÖPNV sollte nach sich wandelndem modal split bei 40 % des Anteils am Verkehr stabilisiert werden. Die verkehrspolitisch gewollte Priorisierung des ÖPNV muß aus vielen Gründen weiterhin gültig bleiben. Die Deutsche Reichsbahn muß auch noch ihren Beitrag für den Stadtverkehr überlegen.