Detailergebnis zu DOK-Nr. 38728
Es geht mehr als mancher denkt... - Fallbeispiel: Fußgängerfurt am Glockengießerwall in Hamburg
Autoren |
M. Boltze H.-G. Retzko |
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Sachgebiete |
5.3.1 Stadt- und Verkehrsplanung 5.6 Fußgängerverkehr, Fußwege, Fußgängerüberwege |
Straßenverkehrstechnik 34 (1990) Nr. 4, S. 145-150, 3 B, 1 T, 10 Q
In den letzten Jahren hat sich in der kommunalen Verkehrspolitik ein Wertewandel vollzogen, der zu einer neuen Prioritätenreihung der verschiedenen Verkehrssysteme geführt hat: Fußgängerverkehr, Radverkehr und ÖPNV sollen dem motorisierten Individualverkehr (MIV) vorgezogen werden. Dies führt zu Vorschlägen unkonventioneller städtebaulicher Konzepte mit unkonventionellen verkehrsplanerischen Aufgaben. Am Beispiel Glockengießerwall in Hamburg wird gezeigt, daß mit unkonventionellen Lösungen manchmal mehr möglich ist, als die Verkehrsmodellrechnungen ergeben haben. Bisher mußten die Fußgänger vom Hauptbahnhof in die östliche City den 6-spurigen Glockengießerwall in einem Tunnel unterqueren. In der Diskussion war die vollständige Aufhebung des oberirdisch abgewickelten Fahrverkehrs (bis auf Anliegerverkehr). Mittels Gutachten wurde ein Kompromißvorschlag entwickelt, den Querschnitt des Glockengießerwalls auf 4 Fahrstreifen zu reduzieren und für den Fußgängerverkehr einen ebenerdigen Überweg mit Lichtsignalanlage sowie den gestalterisch zu verbessernden Tunnel vorzusehen. Im März 1989 wurde dieser Vorschlag zunächst versuchsweise realisiert. Umfangreiche begleitende Untersuchungen erbrachten überwiegend positive Ergebnisse. Insgesamt wurden durch die Einrichtung des neuen Fußgängerüberweges am Glockengießerwall keine bedeutenden Probleme im gesamten Verkehrsablauf verursacht, auch für den weiterhin hohen MIV nicht. Andererseits wurde jedoch für den Fußgängerverkehr eine wesentliche Verbesserung in der Verbindung zwischen Hauptbahnhof und östlicher Innenstadt geschaffen. Aufgrund der positiven Ergebnisse soll die versuchsweise eingerichtete Fußgängerfurt bis auf weiteres bestehen bleiben.