Detailergebnis zu DOK-Nr. 39272
Ermittlung der Längsunebenheiten mit dem Befahrbarkeitsmeßsystem BM 3 im Straßennetz der ehemaligen DDR
Autoren |
H. Gast |
---|---|
Sachgebiete |
14.2 Ebenheit, Befahrbarkeit |
Straße und Autobahn 42 (1991) Nr. 3, S. 134-137, 10 B
In der ehemaligen DDR wurde die Erfassung und Bewertung der Längsunebenheiten als wesentliche Komponente bei der systematischen Straßenerhaltung angesehen. 1979 wurde aus einem blockierten Schlepprad der Befahrbarkeitsmesser Typ BM 1 entwickelt, der neben der üblichen Prüfung der Griffigkeit die abschnittsweise Ermittlung von Unebenheitskennwerten auf der Grundlage von Vertikalbeschleunigungsmessungen ermöglicht. Dabei wird aus dem Beschleunigungsverlauf innerhalb jedes Meßabschnitts ein als Unebenheitsintensität bezeichneter Wert errechnet, der bei linearen Übertragungseigenschaften des Meßsystems unabhängig von der Meßgeschwindigkeit ist. Die Weiterentwicklungen mit konstruktiven Veränderungen und neuen elektronischen Meßelementen über die Zwischenstufe BM 2 zum BM 3 erfolgten daher u.a. auch immer unter der Zielrichtung der Verbesserung der Übertragungsfunktion, bei deren Kenntnis sich auch die Möglichkeit der Berechnung des Unebenheitsspektrums aus den gemessenen Beschleunigungen ergibt. Zusätzliche Datenerfassungs- und Auswerteprogramme und die Berücksichtigung der Ergebnisse von Schwingungsanalysen im BM 4 führen heute zu qualitativ neuen Anwendungsmöglichkeiten. Mit dem BM 1 und den sechs BM 2-Geräten wurden in den Jahren 1979 bis 1988 rd. 30.000 km (Straßen und Autobahnen) und mit den acht BM 3-Systemen in den letzten drei Jahren rd. 20.000 km gemessen und bewertet. Erste Vergleichsbetrachtungen zwischen den in FGSV- Arbeitspapieren niedergelegten Bewertungsalgorithmen und den Bewertungsrichtlinien der ehemaligen DDR (TV Sw 32) haben gezeigt, daß die Ziel-, Warn- und Schwellenwerte des FGSV-Konzeptes annähernd den 3 Grenzwerten zwischen den 4 Zustandsnoten Ebenheit der TV Sw 32 entsprechen und mit der 9- stufigen FGSV-Klassierung eine weitgehende inhaltliche Übereinstimmung gegeben ist. Der Vergleich hat auch ergeben, daß in den östlichen Ländern mehr als 40 % des Autobahn- und Fernverkehrsstraßennetzes über dem Warnwert und mehr als 10 % über dem Schwellenwert liegen; während die 1984 mit dem britischen HRM in der Bundesrepublik Deutschland durchgeführten umfangreichen Messungen nur Anteile von 10 % über dem Warnwert und 2 % über dem Schwellenwert ergeben. Hieraus ergibt sich auch ein höherer Stellenwert der Längsunebenheit im Vergleich mit anderen Zustandsparametern auf dem Netz der ehemaligen DDR im Vergleich mit dem Straßennetz der westlichen Bundesländer. Die Beteiligung des BM 4 an den z. Zt. laufenden Vergleichsmessungen verschiedener Meßsysteme für die Längsunebenheit auf Bundesautobahnen könnte seine Eignung als Teilsystem einer vollständigen, systematischen Straßenerhaltung gemäß den FGSV-Arbeitspapieren nachweisen.