Detailergebnis zu DOK-Nr. 39309
Flora und Vegetation an Straßen und Autobahnen der Bundesrepublik Deutschland - Repräsentativer Überblick über Standorte und Artenzusammensetzung der straßenbegleitenden Vegetation der Bundesrepublik Deutschland sowie ihren ökologischen Wert für Landschaftspflege und Naturschutz
Autoren |
W. Schmidt T. Stottele |
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Sachgebiete |
5.7 Landschaftsgestaltung, Ökologie, UVP, Auswirkungen des Klimawandels |
Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik (BMV, Bonn) H. 529, 1988, 191 S., zahlr. B, T, Q
Auf der Grundlage von 14 repräsentativen Landschaftsausschnitten in Meßtischblattgröße (120 km werden die straßenbegleitende Vegetation und Flora der Bundesrepublik Deutschland beschrieben und ihre Verbreitung standortkundlich analysiert. Kleinräumig betrachtet sind Struktur und Artenzusammensetzung der gehölzfreien Pflanzengesellschaften am Straßenrand ausgesprochen heterogen. Im überregionalen Vergleich lassen sich jedoch sechs weit verbreitete Straßenrand-Gesellschaften herausarbeiten, die wie ihre Untereinheiten pflanzensoziologisch eingeordnet werden. Mäßig aufwuchsreiche Festuca rubra - und Festuca ovina-Straßenböschungen sind typisch für Landschaften mit basenarmen Böden. Arrhenatherum elatius-Straßenböschungen bilden die in der Bundesrepublik am weitesten verbreitete Straßenrand-Gesellschaft. Daucus carota Arrhenatherum elatius-Straßenböschungen, die sich in Tieflagen als "Ruderale Wiesen" charakterisieren lassen, und Urtica dioica Arrhenatherum elatius-Straßenböschungen mit vielfältigen Übergängen zu Stickstoff Krautfluren sind die vorherrschenden Untergesellschaften. Feuchte Juncus effusus Straßenmulden bleiben mit Ausnahme grundwassernaher und niederschlagsreicher Landschaften auf wenige Straßenabschnitte beschränkt. Aus den angesäten Festuca rubra Rasen der jungen Seitenflächen bilden sich nach wenigen Jahren Pionierstadien der regional verbreiteten Straßenrand-Gesellschaften. In Fahrbahnnähe, wo Emissionen, Tausalze, Bodenverletzungen und Grünpflege am stärksten einwirken, entwickeln sich entsprechend der Belastungsintensität differenzierte Plantago major-Taraxacum officinale-Bankette. Die in den letzten 20 Jahren gepflanzten Straßenrand Gehölze zeichnen sich durch ein Übergewicht von Bäumen und Pioniergehölzen und zahlreiche standortsfremde und exotische Arten aus, wodurch ihr Wert sehr eingeschränkt wird. Charakteristisch für die Straßenrand-Vegetation ist ihr Grundartenbestand aus allgegenwärtigen Grünland- und Ruderalpflanzen. Daher bieten selbst relativ magere Straßenränder bedrohten Pflanzengesellschaften wie z.B. Kalk-Magerrasen keine geeigneten Rückzugsflächen. Zu entsprechenden Ergebnissen führt eine Analyse der Straßenrand-Flora. Zwar zählen Straßenränder zu den artenreichsten linearen Landschaftselementen, Rote-Liste-Arten kommen jedoch nur vereinzelt und niemals in stabilen Populationen vor. Durch ihren Anteil von 30 auf 50 % der in der Landschaft verbreiteten Gefäßpflanzen können Straßenränder sehr wohl zur Bestandssicherung der heimischen Flora beitragen. Dies gilt insbesondere für Arten lückiger Sandrasen und Heiden, mesophiler Wiesengesellschaften und warm-trockener Säume, wenn die Böschungen oberbodenarm, wenig bepflanzt und gegen Dünger- und Herbizideinträge geschützt sind. Veränderungen in der Landwirtschaft werden den Wert der Straßenränder besonders in heute noch reich strukturierten Landschaften zunehmen lassen. Voraussetzung ist eine ökologisch differenzierte Pflegeplanung für jede Straßen- und Autobahnmeisterei. Hierbei bietet die Studie eine unerläßliche Informationsquelle. In einer abschließenden Bewertung der Untersuchungsergebnisse werden erste Empfehlungen für eine standortgemäße Straßenrandpflege gegeben.