Detailergebnis zu DOK-Nr. 40855
Zusammenhang und Vergleich der Aussagegenauigkeit von Individual- und Aggregatmodellen zur Abschätzung der Verkehrsnachfrage
Autoren |
M. Wermuth |
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Sachgebiete |
6.2 Verkehrsberechnungen, Verkehrsmodelle |
Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik (BMV, Bonn) H. 525, 1988, 46 S., zahlr. B, T, Q
Zur Wirkungsprognose von Infrastrukturmaßnahmen auf die Verkehrsnachfrage stehen zwei Typen von Modellen zur Verfügung, und zwar die in der Praxis meistverwendeten Raumaggregatmodelle, welche die Verkehrsnachfrage auf der Basis der Bevölkerung von Flächeneinheiten (Verkehrszellen) ermitteln und die Verkehrsströme zwischen den Flächeneinheiten bestimmen sowie Individualverhaltensmodelle, durch die die Verkehrsnachfrage als Folge der Merkmale des Individuums und seiner Umwelt abgeschätzt wird. Individualverhaltensmodelle können als Faktoren- oder als Kategorienmodelle konzipiert sein. Die Qualität von Modellen hinsichtlich ihrer Abbildungsgenauigkeit gegenüber der Wirklichkeit hängt von der auf folgenden beiden Stufen erreichbaren Genauigkeit ab: Bei der Modellkalibrierung, d.h. der Eichung der Modellparameter aus empirischen Nachfragedaten, steht die Frage nach der Genauigkeit im Vordergrund, mit der die Verhaltensparameter ermittelt werden können. Bei der Modellanwendung auf einen zukünftigen Zeitpunkt werden Kalibrierungsfehler der Modellparameter nicht nur verstärkt, sondern von den prognostischen Unsicherheiten der Basisdaten (z.B. soziodemographische Struktur der Bevölkerung, des Angebots an Einrichtungen etc.) überlagert. Ausgehend von der Überlegung, daß die Verkehrsnachfrage einer Menge von Personen, wie sie die Bevölkerung einer Verkehrszelle darstellt, die Summe der Verkehrsnachfrage ihrer Einzelpersonen ist, werden im ersten Teil der Untersuchung allgemeingültige Beziehungen zwischen der Verkehrsnachfrage von Individuen, von verhaltenshomogenen Personenkategorien und von Mischpopulationen schrittweise aufgebaut. Der zweite Teil der Untersuchung vermittelt eine allgemeine Darstellung der Determinanten der Verkehrsnachfrage nach ihrem hierarchischen wirkungsebenen Umfeld, Haushalt und Individuum. Anschließend werden die Wirkungen der Einflußfaktoren dieser drei Ebenen auf die individuelle Verkehrsnachfrage anhand eines umfangreichen Datenmaterials analysiert und quantifiziert. Auf diesen Ergebnissen aufbauend werden Modellkonzepte für individuelle und für dazu kompatible Aggregatmodelle entwickelt und anschließend die Genauigkeitsunterschiede der Verhaltensparameter der verschiedenen Modellkonzepte bei der Kalibrierung und Modellanwendung untersucht. In Abhängigkeit der Struktur der verwendeten Erklärungsvariablen werden einfache Regeln aufgestellt, mit deren Hilfe die Logik von Individualmodellen auch bei Aggregatmodellen erhalten werden kann. Die Beachtung dieser Regeln ermöglicht darüber hinaus die Ermittlung wesentlich genauerer Verhaltensparameter, auch bei Aggregatmodellen, als bisher. Außerdem bleiben die Parameter als Verhaltensgrößen interpretierbar, mit solchen aus Individualmodellen vergleichbar und auch räumlich übertragbar. Damit wird ein Beitrag zur Transparenz und zur Anwendungsmöglichkeit auch von Aggregatmodellen geleistet.