Detailergebnis zu DOK-Nr. 40912
Die Straßenbauwirtschaft: Aufgaben und Chancen in Deutschland und Europa
Autoren |
N. Andreae |
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Sachgebiete |
4.0 Allgemeines |
Straße und Autobahn 43 (1992) Nr. 12, S. 773-775
Wir stehen mitten in einer Zeit des politischen und wirtschaftlichen Umbruchs. Völlig neue Verkehrsströme werden sich bilden. Insofern ist die Schaffung von Verkehrsinfrastruktur eine hochpolitische und aktuelle Aufgabe. Wir verfügen in Deutschland über ein öffentliches Straßennetz von 636.000 km davon 226.000 km außerhalb geschlossener Ortschaften. Die Straßenbauwirtschaft steht vor der Aufgabe, dieses Netz zu ergänzen und für Instandhaltung zu sorgen. In Ostdeutschland ist der gewaltige Nachholbedarf zu befriedigen. Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung München hat - bezogen auf den Straßenbau in Deutschland - bis zum Jahre 2005 einen Baubedarf in Höhe von rund 670 Mrd. DM nachgewiesen. Gelingt es nicht, diesem Bedarf nachzukommen, sind negative Auswirkungen unvermeidlich. In Osteuropa sieht man ebenfalls die Notwendigkeit einer funktionierenden Straßeninfrastruktur. Der Baubedarf ist dort gewaltig. Doch steht kaum ein Wirtschaftsbereich so im Zentrum der allgemeinen Kritik wie der Straßenverkehr. Häufig ist vom hohen Flächenverbrauch für Straßen die Rede, aber in Deutschland werden 0,45 % der Fläche von Straßen des außerörtlichen Netzes in Anspruch genommen bei gleichzeitiger Abwicklung von 90 % des Personenfernverkehrs und 47 % des Güterfernverkehrs. Gleichzeitig übersteigen nach Ermittlungen des ADAC die Einnahmen aus dem Straßenverkehr die Aufwendungen um 15,2 Mrd. DM. Experten schätzen, daß zwischen 225 und 450 Mrd. DM vom Wirtschaftsbereich Straßenverkehr als Anteil des Sozialproduktes erwirtschaftet werden. Und dieser elementare Bereich unserer Wirtschaft wird ständig überzogen mit immer neuen Strategien, die nur eines zum Ziel haben: ihn zu verhindern. So kann es nicht gehen. Wir werden in Deutschland und Europa künftig die Verkehrswege nicht mehr über Steuern, sondern nutzungsabhängig finanzieren müssen. So können alle Aufwendungen für Betrieb, Unterhaltung und Erneuerung des Verkehrswegenetzes durch den Verkehr, der diese in Anspruch nimmt, selbst aufgebracht werden. Zur zügigen Umsetzung des Straßenbaubedarfs ist die Vereinfachung des Planungsrechts und eine deutliche Verkürzung der Planungszeiten in Gesamtdeutschland erforderlich. Erst damit wird es gelingen, den Bundesverkehrswegeplan zu realisieren. Die Straßenbauwirtschaft, die weitgehend mittelständisch strukturiert ist, hat sich auf den hohen Baubedarf in Deutschland und Europa eingestellt. Dabei wird sie auf die veränderten Marktbedingungen mit der ihr eigenen Flexibilität und Innovationsfähigkeit reagieren. Die Chancen sind groß, denn der Straßenverkehr wird in Zukunft in ganz Europa noch mehr an Bedeutung gewinnen. Daß dabei die Vorteile von Schiene und Straße zu kombinieren sind, ist selbstverständlich.