Detailergebnis zu DOK-Nr. 43355
Der Nahverkehr und seine Unternehmen im Verkehrsmarkt der Zukunft - Gemeinsame Positionen von VDV und ÖTV
Autoren | |
---|---|
Sachgebiete |
5.3.4 Öffentlicher Personennahverkehr |
Köln: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) / Stuttgart: Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), 1995, 32 S., zahlr. B
Die Organisationsstrukturen der Unternehmen des ÖPNV müssen einer kritischen Überprüfung unterzogen und in vielen Fällen geändert werden, um für den mittelfristig stärker werdenden Wettbewerb gerüstet zu sein und um die finanziell schwierige Situation der Eigentümer zu berücksichtigen. Dies haben VDV und ÖTV übereinstimmend festgestellt und veröffentlicht. Die vorliegende Schrift wurde von einer gemeinsamen Arbeitsgruppe beider Organisationen erarbeitet und wendet sich in erster Linie an die Nahverkehrsunternehmen Deutschlands und ihre Eigner. Diese werden nach den Nahverkehrsgesetzen der Länder zum großen Teil auch die gesetzlich bestimmten Aufgabenträger des ÖPNV sein. Beginnend 1996 wird der ÖPNV auf der Grundlage eines veränderten ordnungsrechtlichen Rahmens betrieben werden, Auslöser für die neue Entwicklung sind die Bahnstrukturreformgesetze mit dem Eckpfeiler der Regionalisierung des SPNV und Richtlinien und Verordnungen der EU. Die Neuregelungen für den SPNV mit der Öffnung des Zugangs zur Eisenbahninfrastruktur für Dritte bedeutet im Eisenbahnbereich zumindest mittelfristig Wettbewerb unter den Verkehrsanbietern. Aber auch der sonstige (vorwiegend kommunale) ÖPNV wird unter bestimmten Voraussetzungen dem Wettbewerb zugänglich gemacht. Die geänderten Rahmenbedingungen zwingen vor allem die öffentlichen Nahverkehrsunternehmen, ihre Produktivität und Leistungsfähigkeit zu erhöhen. VDV und ÖTV sind sich einig, daß der Weg des "Lean-Management" auch in den Verkehrsunternehmen gegangen werden muß. Dies bedeutet die Änderung von Organisationsstrukturen hin zu eigenständigen, für die Aufgaben- und Kostenverantwortung verantwortlichen Einheiten. VDV und ÖTV stimmen überein, daß die partielle Einschaltung privater Omnibusunternehmen in die ÖPNV-Leistungserstellung ein geeignetes Instrument zur Senkung des Aufwandes sein kann. Undifferenzierten und pauschalen Forderungen nach Privatisierung des Nahverkehrs erteilen VDV und ÖTV eine klare Absage. Sollen im Einzelfall gemeinwirtschaftliche Verkehrsleistungen ausgeschrieben werden, weisen VDV und ÖTV darauf hin, daß nicht das billigste, sondern das unter Berücksichtigung der Qualitätsstandards insgesamt wirtschaftlichste Angebot für den ÖPNV-Aufgabenträger das Kriterium für die Vergabeentscheidung und Maßstab für die "geringsten Kosten für die Allgemeinheit" sein muß.