Detailergebnis zu DOK-Nr. 43961
Stehen unsere Städte vor einem Verkehrsinfarkt?
Autoren |
R.W. Schaaff |
---|---|
Sachgebiete |
5.3.1 Stadt- und Verkehrsplanung |
Internationales Verkehrswesen 47 (1995) Nr. 5, S. 250-254, 2 B
Der Begriff des Verkehrsinfarktes wird häufig verwendet, ist aber genauso wenig definiert wie die Begriffe Verkehrsberuhigung oder autofreie Innenstadt. Die Beurteilung von Verkehrssituationen ist durchaus subjektiv und wird sogar von der einzelnen Person ganz unterschiedlich wahrgenommen, je nachdem, in welcher Art sie im Augenblick am Verkehr teilnimmt. Trotz angespannter Verkehrssituationen wird die quantitative Aufgabe, Ortsveränderung von Personen und Gütern in aller Regel bewältigt; sowohl in den Städten wie auch im Überlandverkehr. Nur die Qualität, Zeitaufwand und Umweltbelastung ist sehr unterschiedlich und oftmals nicht zufriedenstellend. Das Verkehrssystem Straße befindet sich in den Ballungsgebieten in einem labilen Gleichgewichtszustand, und die tägliche Praxis zeigt, daß auch bei gravierenden Eingriffen in das Netz durch Straßensperrungen infolge von Baumaßnahmen oder verkehrspolitischen Entscheidungen sich das Gesamtverkehrssystem immer wieder in einen Gleichgewichtszustand einpendelt. Zustände, wie sie heute in den Spitzenzeiten beklagt werden, gab es auch schon vor 30 Jahren. Damals war allerdings das Mittel ein Ausbau des Verkehrswegenetzes. Solche Maßnahmen sind heute kaum noch durchzusetzen. Deshalb wird bei der aktuellen Diskussion großes Gewicht auf die Einführung von intelligenten Steuerungssystemen gelegt in der Absicht und in der Hoffnung, das Verkehrssystem weiterhin ausreichend leistungsfähig zu halten. Durch Eingriffe in das Straßennetz und dadurch hervorgerufene Verlagerungen vom Verkehr können sich in den betroffenen Gebieten längerfristig durchaus Nutzungsänderungen ergeben. Eine Prognose von wirtschaftlichen und städtebaulichen Veränderungen in Abhängigkeit von der Qualität der Verkehrserschließung ist kaum möglich.