Detailergebnis zu DOK-Nr. 44568
Verhalten bewehrter Erdkörper in Theorie und Praxis
Autoren |
B. Thamm |
---|---|
Sachgebiete |
7.5 Rutschungen, Erosion, Böschungssicherung, Stützmauern |
Schriftenreihe Lehrstuhl und Prüfamt für Grundbau, Bodenmechanik und Felsmechanik der Technischen Universität München H. 21, 1995, S. 115-133, 14 B, 16 Q
Zwei unterschiedliche Entwicklungsstadien von bewehrte Erde Konstruktionen konnten in den letzten 20 Jahren beobachtet werden. Zunächst wurden Stützwände aus metallenen Bändern, körnigem Füllboden und Außenhautplatten hergestellt. Diese Konstruktionen haben in der Vergangenheit bei vielen Anwendungsfällen ihre Brauchbarkeit bewiesen und somit zu einem breiteren, kommerziellen und wissenschaftlichen Interesse an der Bauweise beigetragen. Darüber hinaus ist es in einem zweiten Schritt, durch die Entwicklung von modernen polymeren Materialien, den Geokunststoffen, zu der Vielfalt von Bewehrungen u.a. beim Unterbau von Verkehrswegen, bei Dämmen auf wenig tragfähigem Untergrund, bei Böschungen, bei Stützwänden, beim Deponiebau und bei der Altlastensanierung gekommen, wie wir sie heute beobachten können. Das Verhalten bewehrter Erdkörper wurde auf Baustellen und bei Großversuchen, von denen einige sogar bis zum Bruch der Konstruktion belastet wurden, untersucht. Diese Untersuchungen haben zu einem besseren Verständnis des strukturellen Zusammenwirkens von Boden und Bewehrungen geführt und zu der Entwicklung einer Anzahl von Entwurfs- und Berechnungsmethoden beigetragen. Nach grundlegenden Ausführungen über die Baustoffe und ihre Verbundwirkungen hat dieser Beitrag das Ziel Vorschläge für den Entwurf und die Bemessung bewehrter Erdkörper aufzuzeigen, die zum Teil durch Messungen auf Baustellen und durch Großversuche verifiziert wurden. Studien zahlreicher Anwendungsfälle mit Geokunststoffen als Bewehrungen von Stützwänden und Böschungen haben ergeben, daß die meisten von ihnen mit der konventionellen Blockgleitmethode bemessen wurden. Die Hauptfrage ist dabei die Wahl einer zulässigen Entwurfsspannung des Geokunststoffes, die in der Regel in Prozent der Bruchspannung angenommen wird. Diese Bruchspannung wird heute noch z.B. aus einem freien Breitstreifenzugversuch mit dem Geokunststoff gewonnen. Es ist jedoch allgemein bekannt, daß das Spannungs-Dehnungsverhalten von in Boden eingebetteten Bewehrungseinlagen anders ist und realistisch nur durch sogenannte Gebrauchsfähigkeitsversuche mit dem Verbundstoff Boden-Bewehrung erhalten wird. Relativ großen Dehnungen, die sich bei hohen Entwurfsspannungen entwickeln würden, werden in der Regel dadurch vermieden, daß ziemlich geringe zulässige Entwurfsspannungen gewählt werden, bei denen sich die Konstruktion mit Sicherheit noch als gebrauchsfähig erweist. An Empfehlungen für die Berechnung und den Entwurf von Erdkörpern mit Bewehrungen aus Geokunststoffen (EBGEO) wird zur Zeit im AK 5.2 der DGGT gearbeitet. Eine Veröffentlichung ist für 1996 vorgesehen.