Detailergebnis zu DOK-Nr. 44624
Wert und Entwicklungsmöglichkeiten straßennaher Biotope für Tiere (II)
Autoren |
M. Sayer M. Schaefer |
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Sachgebiete |
5.7 Landschaftsgestaltung, Ökologie, UVP, Auswirkungen des Klimawandels |
Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik (BMV, Bonn) H. 703, 1995, 444 S., zahlr. B, T, Q
Auf der Grundlage verschiedener freilandökologischer Erfassungs-Programme wurde die Fauna von Straßenrändern hinsichtlich ihrer ökologischen Zusammensetzung und Herkunft, ihrer Bedeutung unter Gesichtspunkten des Natur- und Artenschutzes, sowie der Auswirkungen unterschiedlicher Pflegemaßnahmen im Vergleich zu unbehandelten Abschnitten (=Brache) erforscht. Taxonomische Schwerpunkte bildeten Regenwürmer, Spinnen, Weberknechte, Laufkäfer, Kurzflügler, Zikaden, Wanzen, Schwebfliegen, Wildbienen und Vögel. Insgesamt wurden über 1.000 Tierarten erfaßt, die überwiegend als Bewohner der Böschungen gelten müssen. Je nach den örtlichen Bedingungen bestanden defizitäre bis komplex-strukturierte und repräsentative Zönosen, die sich in Abhängigkeit von der Habitatvielfalt der umgebenden Landschaft und dem Grad der Isolation von ähnlichen Biotopstrukturen ausgebildet haben. Übergreifende verkehrsbedingte Einflüsse waren auf den Böschungen nicht erkennbar. Ursächlich für eine bei einzelnen standörtlichen Gemeinschaften festgestellte Arten- und Individuenarmut waren vielmehr eine mangelnde Strukturvielfalt infolge einheitlicher Gestaltung und Pflege, wie auch gleichsinnige Defizite in der angrenzenden Landschaft. Die fünfjährigen Pflegemaßnahmen wirkten sich in den drei untersuchten Systemen unterschiedlich aus. Allgemein überwogen Störeffekte, insbesondere bei zweifacher Mahd. Während pflegebedingte Änderungen der Habitate nach mehrjähriger Behandlung dokumentiert werden konnten, war eine gerichtete Entwicklung der Fauna entweder nur in Ansätzen zu erkennen oder bislang negativ zu bewerten. Obwohl eine Vielzahl von art- und gruppenspezifischen Reaktionen auf die Maßnahmen ermittelt wurde, haben "wertbestimmende" Tierarten auf keiner der aktiv gepflegten Teilfläche bisher quantitative Bedeutung erreicht und sind auch nicht als qualitative Indikatoren einer positiven Entwicklung hervorgetreten. Demgegenüber war die Bedeutung der belassenen Brache-Abschnitte sowohl für die Fauna des Bodens und der Bodenoberfläche als auch für Vegetationsbewohner und Blütenbesucher deutlich. Als wichtigste Folgerungen ergaben sich: Straßenränder müssen differenziert nach dem landwirtschaftlichen Hintergrund tierökologisch beurteilt werden. Hierfür bedarf es regional-netzweiter Entwicklungsziele, für deren Ableitung die Vegetation Ansätze bietet.