Detailergebnis zu DOK-Nr. 45561
Dynamische Sichtabschattung und Geschwindigkeitsadaption - Unfallursache bei Freilandkreuzungen?
Autoren |
W.J. Berger |
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Sachgebiete |
5.11 Knotenpunkte 6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle) |
Mitteilungen des Instituts für Verkehrswesen (Universität für Bodenkultur, Wien) H. 28, 1995, S. 157-169, 7 B, 12 Q
Bei der Annäherung an einen unsignalisierten Außerorts-Knotenpunkt muß der im nicht bevorrechtigten Strom befindliche Autofahrer eine Fülle von Informationen verarbeiten: Erfassung der für ihn objektiv relevanten Details, Überlagerung und Beurteilung dieser subjektivierten Details, räumliche und zeitliche Extrapolation (des fremden sowie des eigenen Fahrzeugs) und Wahl der Fahrgeschwindigkeit sowie des Zeitpunktes und des Ausmaßes der Geschwindigkeitsreduktion. Zwei mögliche unfallursächliche Aspekte sind die Geschwindigkeitsadaption und die dynamische Sichtabschattung. Die Geschwindigkeitsadaption ist im physiologischen Sinne eine Gewöhnung an einen Zustand, sofern längere Zeit mit gleichmäßiger Geschwindigkeit gefahren wird. Diese hat eine Geschwindigkeits-Unterschätzung nach einer Reduktion und eine Überschätzung einer Beschleunigung zur Folge. Hieraus resultiert eine Verfälschung der räumlich-zeitlichen Extrapolation bei der Annäherung an den Konfliktpunkt. Beschrieben wird weiterhin die Situation eines Außerorts-Knotenpunktes mit freiem Sichtfeld nach rechts für den nachrangigen Verkehrsstrom und einer Unfallhäufung mit Fahrzeugen auf der vorfahrtberechtigten Straße von rechts. Die Unfallhäufung wird mit einer Sichtabschattung auf die bevorrechtigte Straße durch die A-Säule des Pkw begründet. Da die Länge des von der Sichtabschattung betroffenen Streckenabschnitts von der Entfernung zum Knotenpunkt abhängt, wird dieser Effekt dynamische Sichtabschattung genannt. Befindet sich ein Fahrzeug bei der ersten Analyse der Verkehrssituation innerhalb dieser Abschattung, wird es nicht registriert, und es erfolgt eine Fehlreaktion des nachrangigen Verkehrsteilnehmers, der glaubt, ungebremst den Knotenpunkt überqueren zu können.