Detailergebnis zu DOK-Nr. 47172
Mobilitätspsychologie - Psychologie für ein situationsangepaßtes Mobilitätsverhalten
Autoren |
W.-D. Heine |
---|---|
Sachgebiete |
5.3 Stadtverkehr (Allgemeines, Planungsgrundlagen) 6.0 Allgemeines |
Zeitschrift für Verkehrswissenschaft 69 (1998) Nr. 1, S. 23-70, zahlr. Q
Einem Aufriß zu den Begriffen Mobilität, instrumentelle Funktion von Mobilität und Verkehrspsychologie folgt die Definition der Mobilitätspsychologie. Sie untersucht alle Phänomene des Unterwegsseins, also die förderlichen und die hinderlichen Bedingungen für die Mobilität der Fußgänger, Radfahrer, ÖPNV- Nutzer, Pkw-Fahrer und derer, die Verkehrsmittelkombinationen benutzten. Die Erkenntnisse dieser Forschungsrichtung werden genutzt, um ein integrierendes Interventionsmodell für ein umweltverträgliches Mobilitätsverhalten zu entwickeln. Hierzu gehört, die Verkehrsumwelt so umzugestalten, daß sukzessiv ein (1) nutzerbezogenes Verhaltensangebot geschaffen wird. Damit ist nicht einfach die Bereitstellung von Verkehrsinfrastruktur, sondern die Infrastruktur als nutzerbezogenes Verhaltensangebot der Verkehrsumwelt gemeint. Dies kann langfristig nur über die angewandten Resultate einer breit angelegten Nutzer-Wirkungs-Forschung entwickelt werden, die die psychischen und physischen Voraussetzungen zur Verkehrsteilnahme der jeweiligen Nutzergruppen und damit die Anforderungen an ein nutzerbezogenes Mobilitätsangebot analysiert. So kann der Nutzer ohne "problemlösendes Denken" das Verhaltensangebot unverzerrt erkennen und die für sein Mobilitätsbedürfnis passende Alternative wählen. Langfristig gesehen stellt ein optimiertes nutzerbezogenes Verhaltensangebot selbst den größten Handlungsanreiz dar. (2) Handlungsanreize sind aber kurz- und mittelfristig nötig, um Gewohnheiten aufzubrechen, neues Verhalten zu initiieren und - da ungeübtes Verhalten immer besonders störanfällig ist - auch zu stabilisieren. Weiterhin sollen (3) die Folgen des eigenen umweltgerechten Mobilitätsverhaltens deutlich gemacht werden, weil positive Rückmeldungen zur Aufrechterhaltung und Stabilisierung dieses Verhaltens beitragen. Den gleichen Zweck hat (4) das Vermitteln von umweltrelevantem Wissen mit Ich-Bezug. Da eine Änderung des Mobilitätsverhaltens durch zunehmendes Umweltbewußtsein unterstützt wird, sollten (5) umweltrelevante Werte und Einstellungen gefördert werden. Zu allen fünf aufgeführten Einzelfaktoren sind die Beiträge der verschiedenen Teilgebiete der Psychologie und des Mobilitätsmanagements aufgeführt. Kombinationen der Einzelfaktoren lassen Synergieeffekte erwarten. Ziel ist es, im interdisziplinären Zusammenwirken eine umwelt- und sozialverträgliche Mobilität zu entwickeln.