Detailergebnis zu DOK-Nr. 47192
Der Verkehr droht die Mobilität zu ersticken
Autoren |
H. Verron P. Klippel U. Diewitz |
---|---|
Sachgebiete |
6.0 Allgemeines |
Internationales Verkehrswesen 50 (1998) Nr. 3, S. 72-74, 6 B
Verkehrsmobilität bezeichnet sowohl die mögliche ("potentielle Mobilität") als auch die tatsächliche verkehrserzeugende Bewegung ( "realisierte Mobilität") von Menschen oder Gütern zu einem bestimmten Ziel. Ziele in diesem Sinne sind bestimmten Aktivitäten zugeordnete geographische Orte, die Aktivitätsziele. Die potentielle Mobilität ist abhängig von der Dichte des Aktivitätsangebotes innerhalb des individuellen Aktionsradius. Sie ist vor allem ein Maß für die Qualität der Aktivitäten und damit auch für Lebensqualität. Die realisierte Mobilität ist abhängig von der Zahl der tatsächlich aufgesuchten Aktivitätsziele. Die in der Statistik verwendete Mobilitätsgröße "Zahl der Wege" ist identisch mit der Zahl der Aktivitätsziele. Die realisierte Mobilität wird durch die Veränderung der potentiellen Mobilität im Mittel vergleichsweise wenig beeinflußt. Seit in der Bundesrepublik 1976 zum ersten Mal nicht nur motorisierte Fahrten, sondern auch zu Fuß und mit dem Fahrrad zurückgelegte Wege gezählt wurden, hat die Anzahl der Wege kaum zugenommen, die mittleren Wegelängen sind dagegen von 1976 bis 1994 um durchschnittlich 25 % gewachsen. Zur Entwicklung der Mobilität werden drei Thesen aufgestellt: These 1: Immer schnellere Verkehrsmittel verbessern die Erreichbarkeit durch leichtere Raumüberwindung bei gleichzeitiger Raumentwertung. Die Mobilität ist in diesem Fall verbunden mit einem erhöhten Verkehrsaufwand. Mobilität erstickt im Verkehr. These 2: Angebotsverdichtung verbessert die Erreichbarkeit durch intensivere Raumnutzung bei gleichzeitiger Aufwertung des Raums. Die Mobilität ist in diesem Fall verbunden mit einem geringeren Verkehrsaufwand. These 3: Verkehrsvermeidung, d.h. die Vermeidung von Verkehrsaufwand, ist ohne Mobilitätsverlust möglich. Mehr noch: Mehr Mobilität ist langfristig nur mit weniger Verkehrsaufwand machbar. Nur mit These 3 ist Mobilität auch langfristig zu sichern.