Detailergebnis zu DOK-Nr. 48955
Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Verkehrsentwicklung
Autoren |
H. Baum M. Heibach |
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Sachgebiete |
0.2 Verkehrspolitik, Verkehrswirtschaft |
Bonn: Deutsches Verkehrsforum, 1997, 164 S., zahlr. B, T, Q
Entkopplung ist ein strategisches, verkehrspolitisches Konzept, das aus einem Maßnahmenbündel im Personen- und Güterverkehr (Straße, Schiene, Luft) besteht, wobei die Ansatzpunkte sowohl im Verkehrssektor als auch im Bereich der Strukturtatbestände und der Strukturentwicklungen der Wirtschaft liegen: Verbesserung des Wirkungsgrades der Transportprozesse (höhere Auslastung der Fahrzeuge, Optimierung der Fahrzeuggröße, effizientere Routenwahl etc.), Substitution von physischem Verkehr durch Telekommunikation (Telearbeit, Telekonferenzen, Teleshopping, Telebanking, Teleservice etc.), Verkehrseinsparungen durch Veränderungen der Siedlungsstruktur (Wohnung/Arbeitsstätte, Standorte der Produktions- und Handelsbetriebe etc.), Förderung verkehrssparender Strukturen industrieller Produktions- und Absatzprozesse (Verschiebungen in der Wirtschaftsstruktur, Produktionstechnologie, Produktentwicklung, Beschaffungslogistik, Distributionslogistik, Entsorgungslogistik). Das Entkopplungsziel steht nicht in Widerspruch zur These des volkswirtschaftlichen Nutzens des Verkehrs. Die Produktivität des Verkehrs in seiner Funktion für die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung wird verbessert. Die Mobilität wird nicht eingeschränkt, die räumliche und fachliche Arbeitsteilung bleibt bei insgesamt weniger Verkehrsaktivitäten erhalten. Von Bedeutung für die verkehrs- und wirtschaftspolitische Akzeptanz der Entkopplungsstrategien sind die Einsparungen an Fahrleistungen und folglich an Umweltkosten. Nach Baum/Heibach ist eine solche, differenzierte verkehrliche und ökologische Entlastungsbilanz nach derzeitigem Stand des Wissens jedoch nicht möglich. Es müßten dazu verschiedene, heterogene Entkopplungskategorien zusammengefaßt werden, die von der Intensität der verschiedenen Implementierungsmaßnahmen abhängen. Dazu sind neben Verkehrsdaten auch Daten der verschiedenen Strukturentwicklungen unterschiedlicher Industrieunternehmen notwendig. Größenordnungen der Entlastungseffekte für Teilkomplexe der Entkopplung liegen als Fallbeispiele vor: Rationalisierungsmaßnahmen im Straßenverkehr (Güter, Personen) 10 % bis 15%, Telearbeit bis 2 % der Fahrleistungen im Pkw-Verkehr, Teleconferencing 10 % Einsparung im Geschäftsverkehr.