Detailergebnis zu DOK-Nr. 56396
Begrenzte Mobilität: eine Kulturgeschichte der Autobahnen in der DDR
Autoren |
A. Doßmann |
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Sachgebiete |
0.1 Straßengeschichte 5.1 Autobahnen |
Essen: Klartext Verlag, 2003, 431 S., 50 B., zahlr. Q. - ISBN 3-89861-153-1
Das Buch (Dissertation des Autors an der philosophischen Fakultät der Universität Jena) beschäftigt sich mit der "Infrastrukturgeschichte" der DDR in historischer, soziologischer und baugeschichtlicher Sicht. Beginnend in der unmittelbaren Nachkriegszeit bis in die Tage der Wiedervereinigung und die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit hinein werden neben Entwicklungen und Strömungen des politischen Umfelds die Infrastruktur betreffende Entwicklungen beschrieben. Darüber hinaus werden konkrete Bauvorhaben des Autobahnbaus wie die Neuplanung der Autobahn Berlin - Rostock, die Autobahn Leipzig - Dresden und in einem eigenen Kapitel die Instandsetzung der Saalebrücke bei Hirschberg dokumentiert. Die Geschichte des Wiederaufbaus des bei Kriegsende zerstörten Netzes wird anschaulich dargestellt, geprägt durch den Umstand, dass in der DDR durch Umzug in die westlichen Besatzungszonen nicht viele erfahrene Ingenieure verblieben. Die diskontinuierliche Geschichte der DDR und ihrer Parteibeschlüsse wird anhand vieler Quellen zu einzelnen Projekten wie der Autobahn Berlin - Rostock deutlich. Die Netzgestaltung mit wechselnder Ost- oder Westausrichtung wird ebenso besprochen wie technische Aspekte des Straßenbaus - der Baustoff- und Maschineneinsatz war oft wegen Materialknappheit oder aufgrund politischer Festlegungen nicht optimal. Jedoch steht die Straßenbautechnik deutlich im Hintergrund der Arbeit. Das Kapitel über die Instandsetzung der Hirschberger Saalebrücke (bei Lehesten) liest sich recht vergnüglich, da der zur Durchführung dieses Bauvorhabens notwendige offizielle Ost-West-Kontakt in allen Ebenen aus heutiger Sicht durchaus absurd erscheint. Bei den Abstimmungen zur Baustelle wurde von der DDR immer wieder der Versuch unternommen, durch Formulierungen wie "Grenzbrücke" indirekt als Staat anerkannt zu werden. Doßmann zeigt, dass in Verträgen zwischen den zwei deutschen Staaten gerne Umschreibungen wie "Währungsgebiet der D-Mark" benutzt wurden; Verträge wurden von den Unterhändlern beider Regierungen beispielsweise im Auftrag der "Dienststellen die sie vertreten" unterschrieben. Die Kosten für die Bewachung der Baustelle beliefen sich auf ostdeutscher Seite auf 1/9 der veranschlagten Baukosten. Die Arbeit gibt einen außerordentlich lebendigen Blick auf die ost- und gesamtdeutsche (Straßenbau-)Geschichte und wird durch eingefügte Zitate aus Quellen und Interviews ergänzt.