Detailergebnis zu DOK-Nr. 59058
Betonbauweisen - Neuer Standard für die Oberfläche
Autoren |
B. Krieger N. Sliwa |
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Sachgebiete |
14.5 Akustische Eigenschaften (Lärmminderung) |
Deutscher Straßen- und Verkehrskongress Karlsruhe 2006. Köln: FGSV Verlag, 2007, CD-ROM (Hrsg.: Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen) (FGSV 001/21) S. 257-266, 11 B, 9 Q
Fahrbahndecken aus Beton bieten für stark belastete Bundesautobahnen eine dauerhafte Lösung. Weitere Vorteile liegen darin, dass nur einheimische Materialien benötigt werden und die Oberfläche frei gestaltet werden kann. Im Frischbeton kann die Fahrbahnoberfläche quer zur Fahrtrichtung mit Besen und in Fahrrichtung mit Jutetuch, Stahl- oder Piassava-Besen sowie Kunstrasen strukturiert werden, um nur einige gängige Strukturierungsmethoden zu benennen. Der frische Oberflächenmörtel kann aber auch entfernt werden, sodass das Gerüst der freigelegten groben Gesteinkörnungen eine Waschbetonstruktur bildet. Im Hinblick auf die Verkehrssicherheit bietet zum Bespiel eine Betonoberfläche mit eingeprägter Besen-Struktur quer zur Fahrrichtung eine sehr griffige jedoch nicht lärmmindernde Texturvariante (D(Index StrO) = +1 dB(A)). Aus diesem Grund kann sie nur dort verwendet werden, wo keine besonderen Anforderungen hinsichtlich des Lärms vorhanden sind. In allen anderen Fällen durften bis Mitte 2006 nur lärmmindernde Beläge wie zum Beispiel mit Jutetuch strukturierter Beton (D(Index StrO) = -2 dB(A)) gebaut werden. Durch die jahrelangen Beobachtungen wurde jedoch deutlich, dass die Griffigkeit der Fahrbahnoberflächen mit Jutetuchtextur im Laufe der Nutzungsdauer signifikant abnimmt. Dies führte zu der Entscheidung, Betonoberflächen mit Jutetuchtextur durch eine andere dauerhaft griffige Oberfläche zu ersetzen. Die Wahl fiel auf den Waschbeton. Durch das Ausbürsten des Oberflächenmörtels wird das Korngerüst der Gesteinskörnungen freigelegt und damit der endgültige Zustand der Betonoberfläche hergestellt. Dabei gewährleisten hochwertige grobe Gesteinskörnungen (PSV > 53) eine dauerhafte Qualität der Griffigkeit. Gleichzeitig ist die Schallemission derartiger Oberflächen um 2 dB(A) niedriger (D(Index StrO) = -2 dB(A)) als für den Referenzbelag aus nicht geriffeltem Gussasphalt. Mit Einführung der Allgemeinen Rundschreiben Straßenbau (ARS) Nr. 5/2006 "Richtlinien für den Lärmschutz an Straßen" (RLS-90) und ARS Nr. 14/2006 "Fahrbahndecken aus Beton mit Waschbetonoberflächen" wurde diese Bauweise als neuer Standard für eine lärmmindernde Betonfahrbahnoberfläche etabliert. Es ist zu erwarten, dass Waschbeton ab sofort verstärkt gebaut wird. Dabei kommt der Qualität der Ausführung eine besondere Bedeutung zu, da derartige Oberflächen gleichmäßig auszubürsten sind. Zwar legt das ARS Nr. 14/2006 die Ausbürsttiefe nicht fest, sie ist jedoch im "Merkblatt für die Herstellung von Oberflächentexturen auf Fahrbahndecken aus Beton" (M OB) mit 0,8 mm (Waschbeton 0/8) empfohlen. Bei der Ermittlung der optimalen Auswaschtiefe werden noch Potenziale für akustische Optimierung des Waschbetons gesehen. Mit der Inbetriebnahme des Prüfstands Fahrbahn-Fahrzeug in der BASt eröffnet sich die Möglichkeit, diese Fragestellung weiter zu erforschen. Darüber hinaus besteht eine weitere Möglichkeit, mit dem Rechenmodell "SPERoN" eine Vorhersage der Lärmemission in Abhängigkeit von der Auswaschtiefe vorzunehmen. Diese Forschungsarbeiten werden im Rahmen des Projekts "Leiser Straßenverkehr 2" durchgeführt. Sollten sich hierbei erfolgversprechende Ergebnisse ergeben, wird im Jahre 2007 in Nordrhein-Westfalen eine erste Beobachtungsstrecke aus akustisch optimiertem Waschbeton gebaut.