Detailergebnis zu DOK-Nr. 68455
Retrospektive Analyse tödlicher Motorradunfälle und Ableitung von Schutzmaßnahmen bei komplexen Bremsmanövern
Autoren |
K. Bauer S. Peldschus S. Schick |
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Sachgebiete |
0.3 Tagungen, Ausstellungen 6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle) |
Sicherheit, Umwelt, Zukunft / Safety, Environment, Future: Tagungsband der 10. Internationalen Motorradkonferenz 2014. Essen: ifz, Institut für Zweiradsicherheit, 2014, DVD (Forschungshefte Zweiradsicherheit Nr. 16) S. 116-127, 10 Q
Das Risiko, als Motorradfahrer tödlich zu verunglücken, ist im Vergleich zu einem Pkw-Insassen deutlich höher. Auch wenn seit 2008 eine deutliche Reduktion zu erkennen ist, so kann der Rückgang der Getöteten-Zahlen im Motorradsektor im Kontext des Gesamtunfallgeschehens nicht als befriedigend angesehen werden. Grundlage dieser Arbeit sind 48 tödliche Straßenverkehrsunfälle der Jahre 2004 bis 2007, bei denen der getötete Motorradfahrer im Institut für Rechtsmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München obduziert wurde. Die untersuchten Unfälle wurden anhand von Unfallberichten, Gutachten und Lichtbildern detailliert rekonstruiert. Hauptaugenmerk lag dabei auf der exakten Darstellung des Bremsmanövers, der Geschwindigkeit und der gefahrenen Schräglage des Motorradfahrers. 12,5 % der untersuchten tödlichen Motorradunfälle wären mit einem konventionellen Antiblockiersystem vermeidbar gewesen, im Optimalfall sogar bis zu 27 %. Das würde einer möglichen Reduktion von circa 100 bis 200 getöteten Motorradfahrern pro Jahr im deutschen Straßenverkehr entsprechen. 45 % der getöteten Motorradfahrer verunglückten in einer Kurve. Es konnte nachgewiesen werden, dass keiner der Fahrer einen Schräglagenwert von 20° überschritt. Daraus lassen sich Hinweise auf ein fahrerisches Defizit ableiten. Es wären annähernd alle kritischen Situationen ohne Reduzierung der Geschwindigkeit rein durch Vergrößerung der Schräglage (bis circa 30°) vermeidbar gewesen. 30 % der Fahrer versuchten zudem, ihre Kurvengeschwindigkeit durch ein Bremsmanöver zu verringern. Dabei erreichten sie entweder in einer Überreaktion die Blockiergrenze oder konnten das entstehende Aufstellmoment nicht kompensieren und wurden in den Gegenverkehr getragen.